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Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zum Konzept:
Es stehen sich zwei wirtschaftliche Denkschulen gegenüber, die des Freihandels und der Schutzzölle.
Vertreter des Freihandels war seit jeher Angloamerika, wobei unter Trump heute diese Bestrebungen v.a. in Bezug auf China abgeschwächt werden sollen.
Die Engländer führten das Siegel "Made in Germany" ein, um den Siegeszug deutscher Produkte einzugrenzen (Kaiserreich/Gründerjahre).
Denn dieser Siegesszug konnte wiederum stattfinden, weil das Kaiserreich Schutzzölle gegen billige ausländische Importe verhängte und damit die inländische Produktion stärkte.
Der Nachteil besteht in einer Zollspirale, daß andere Nationen ebenso Straf-Zölle erheben und der positive Effekt einer Stärkung der eigenen Produktion zwecks Export durch Schutz-Zölle wieder vernichtet wird.
So flammte schließlich nach Bismarck der alte Liberalismus wieder auf.
Seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck hat die Politik des Deutschen Reiches in der
Beseitigung der Freihandelslehre fast nichts mehr geleistet. Die Handelsverträge unter Caprivi
waren ein offensichtlicher Rückfall in die Bahnen des Freihandels. Und wenn auch Fürst
Bülow die Zollsätze wieder etwas erhöhte, seine ganze Politik, die nach allen Seiten ihre
Gaben verteilte, war wenig geeignet, Klarheit in großen einfachen Prinzipien aufkommen zu
lassen.
(Dr. G. Ruhland, "Der freihändlerische Individualismus und die organische Auffassung der Volkswirtschaft.")
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zoll ist eine einfache Möglichkeit für den Staat, an Geld zu kommen - derjenige, der zollbehaftetes kauft, bezahlt ja den Zoll. Wird das eingenommene Zollgeld dafür verwendet, um im Ausland zollbehaftete Waren preiswerter im Inland herzustellen, um dann trotz Ausfuhrzoll dort günstig zu erscheinen, hätte man die Verteuerung des Zolls ja kompensiert. Aber das ist in Deutschland Wunschdenken.
Zoll behindert den freien Wettbewerb und damit Produktionsfortschritte, die ohne Zoll möglich wären. Steuern und Gebühren ebenso, aber das ist hier nicht das Thema. Andererseits unterlaufen in Bangladesh hergestellte Textilien deutsche Sozialstandards; es fallen beim Export nach Deutschland ja keine Rentenansprüche, Krankenkassenbeiträge ... für in Deutschland beschäftigte an, bez.w. sind in der Kostenstruktur nach Deutschland kaum derartige Kosten enthalten. Ausserdem entfallen in Bangladesh viele Verteuerungsarten wie teure Stromkosten, Bürokratiekosten, ... nicht an, um nur ein paar zu nennen. Somit haben diese Importe praktisch die gesamte Textil - und Lederwarenbranche in Deutschland abgeschafft (es mag noch minimale Reste geben, technische Textilien zum Beispiel).
Um z.B. in Tunesien ohne Zoll für Deutschland produzieren zu können ist dort jede deutsche Fabrik ein Zollgebiet. Die Container mit Waren / Maschinen kommen direkt ab Deutschland dorthin, ein Zöllner, der dort beschäftigt ist, überwacht das Entladen von halbfertiger Ware und das Beladen mit Fertigware. Die Ware darf (ausser im verplombten Container) das Hoftor nicht verlassen, das wäre ein Zollvergehen. Selbstverständlich gelangen über solche Container auch Handis ... für Mitarbeiter nach Tunesien, solche Systeme werden grundsätzlich auch unterlaufen, zumal die Einfuhr von vielem mit hohen Zöllen behaftet ist.
In wieweit die Textil - und Lederwarenbranche in Deutschland mit entsprechenden Importzöllen noch erhalten geblieben wäre, wäre eine interessante Frage, zumal sie sich ja auch auf ganz andere Gebiete erstreckt, die jetzt gerade von billigeren Importen bedroht sind. So die Automobile, die ja kaum noch in Deutschland produziert werden. Hier sollen Zölle das Schliessen der letzten Fabriken verhindern.
Allerdings ist die Zollerhebung sehr teuer; Zöllner sind oft Beamte, und die Produktpalette ist riesig und unüberschaubar. So war ich mal vor der EU mit einem Kleinlaster voll mit technischen Textilien von Deutschland nach Wien unterwegs; trotz Carnée wurde mein Auto an der Österreichischen Grenze versiegelt; ich brauchte einen Zollagenten, der für mich bürgte und der 3% des Warenwertes kassierte. In Wien machte ein Zöllner im Hauptzollamt die Ware dann frei.
Zoll ist demnach immer eine Krücke, um die viel zu teuer hergestellte Ware trotzdem produzieren und verkaufen zu können. Als erstes sollte man an den vielen Stellschrauben drehen, die die Produktion so unsäglich verteuern und danach erst sehen, was übrig bleibt - oft überwiegt dann der Standortvorteil.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zölle sind letztlich auch eine Möglichkeit, dass ein Land oder ein Wirtschaftsraum sich vor der Flutung mit Produkten aus Ländern mit Niedrigstlöhnen schützt.
Einige dieser Extemen waren vor längerer Zeit mal die VHS-Cassetten, für die Anfang der Neunziger spezielle EU-Schutzzölle eingeführt wurden, weil diese Cassetten besonders in Südkorea zu Löhnen hergestellt wurden, die in Europa bereits undenkbar geworden waren.
Weiter ging und geht es bis heute noch bei vielen Erzeugnissen, beispielsweise sehr repräsentativ bei Bekleidung.
Die Dramen aus Bangladesh (wo eine Näherin im ganzen Monat nur den Gegenwert von vielleicht 30 Euro verdient) und anderen Extrem-Niedriglohnländern sind sicher noch in allgemeiner Erinnerung, und dann in der weiteren Stufe erleben wir es gerade aktuell mit den extrem preiswerten Solarmodulen und E-Autos aus China.
Und Kostendruck auf die Ausgangsstoffe für Medikamente und die daraus resultierende Verlagerung nach China und Indien ist uns allen doch auch noch geläufig.
Meine persönliche Meinung: Ohne ein gewisses Maß an Schutzzöllen geht es heutzutage im weltweiten Handel gar nicht mehr, wenn Hochlohnländer in direktem Wettbewerb mit Niedrigstlohnländern stehen und dadurch nicht erhebliche Einbußen hinnehmen wollen.
Wir, also der gesamte Westen, hat sich mit seinen ganzen sozialen Wohltaten aus jedem direkten Kostenvergleich mit den Niedriglohnregionen der Welt (vor allem Ost- und Südostasien) hinaus katapultiert.
Hinzu kommen auch noch zwei weitere Faktoren, die den Kostendruck auf europäische Waren weiter ansteigen ließen:
1. Seit den Achtzigern und nach dem Zusammenbruch der Wirtschaften in zuvor abgeschotteten kommunistischen Ländern (vor allem in China mit seinen eineinhalb Milliarden Menschen, die zuvor wirtschaftlich gar nicht wahrgenommen wurden) kamen plötzlich viele Millionen neuer Arbeitnehmer neu in den Wettbewerb, die logischerweise indirekt als Hebel für den Preisdruck mitwirken;
2. Bei immer weiter zunehmender Rationalisierung und Automatisierung und gleichzeitiger Zuname der Weltbevölkerung, einhergehend mit sich den Sättigungsgrenzen nähernden Produktkategorien, bleibt eine zunehmende Verknappung von Arbeitsplätzen gar nicht aus.
Mein persönliches Fazit:
Bei Fortschreibung der derzeitigen Marktparameter und politisch-soziologischen Bedingungen werden Schutzzölle eine zunehmende Bedeutung und Rechtfertigung erfahren, wenn ganze Regionen wie beispielsweise Europa nicht auf das wesentlich niedrigere, kostengünstigere Lebenskosten-Niveau der riesigen Niedriglohnregionen absinken wollen.
Trotz der Regularien der WTO hat sich die völlige Handesfreizügigkeit mit nur minimalen Zöllen als vergifteter Pfeil erwiesen. China führt uns gerade drastisch vor Augen, wie man den ursprünglich angedachten freien Handel mit versteckten staatlichen Maßnahmen unterlaufen und aushebelb kann.
Noch einfacher formuliert: Niedriglöhne von etwa zwei Dritteln der Erdbevölkerung stehen in direktem Konkurrenzkampf gegen die hohen Lebensstandardkosten einer kleinen Hochlohn-Minderheit in Europa und Amerika.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Was will man zuallerst und in der Hauptsache? Wissenschaftlich-technischen Fortschritt? Steigerung des Bruttosozialproduktes? Eine Vielfalt an Gütern und Leistungen? International als Wirtschaftsmacht mitreden können? Die Würde der Arbeit schützen? Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten? Ökonomische Unabhängigkeit?
Zölle und sonstige Handelsregularien sind selten eine Prinzipienfrage, sondern meist eine des richtigen oder falschen Werkzeuges, ein gegebenes Ziel zu erreichen.
Es ist also zuerst eben dieses Ziel zu bestimmen!
Und das ist keine wirtschaftswissenschaftliche, auch keine wirtschaftsphilosophische Frage, sondern eine metapolitische.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
-jmw-
Was will man zuallerst und in der Hauptsache? Wissenschaftlich-technischen Fortschritt? Steigerung des Bruttosozialproduktes? Eine Vielfalt an Gütern und Leistungen? International als Wirtschaftsmacht mitreden können? Die Würde der Arbeit schützen? Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten? Ökonomische Unabhängigkeit?
Zölle und sonstige Handelsregularien sind selten eine Prinzipienfrage, sondern meist eine des richtigen oder falschen Werkzeuges, ein gegebenes Ziel zu erreichen.
Es ist also zuerst eben dieses Ziel zu bestimmen!
Und das ist keine wirtschaftswissenschaftliche, auch keine wirtschaftsphilosophische Frage, sondern eine metapolitische.
Das Ziel der Wirtschaft sollte die Steigerung der produktiven Kräfte sein.
Dafür können, je nach Lage, auch Schutzzölle ein angemessenes Mittel sein.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Die EU entstand durch den Wunsch, innerhalb der EU - Länder zollfrei und einfach handeln zu können. Mit einer einheitlichen Währung, gleichen Steuern und Abgaben, in etwa gleichen Löhnen, gleiche Vorschriften, gleiche Bürokratie, gleiche Verschuldung .... Dabei wurde aber nicht auf ein Minimum an Kosten und ein Maximieren der Staatssysteme geachtet, sondern immer feste draufgesattelt. Ziele wie eine verträgliche Staatsquote (etwa 33% wurde mal als Optimum definiert) gab es nicht mehr, die Verwaltungsgebäude wuchsen und wuchsen und die da beschäftigten mussten ja bezahlt werden. Heuer liegt die deutsche Staatsquote bei weit über 50%, das bedeutet, jeder €, der verdient wird, ist erstmal nur etwa 44 Cent wert; und dazu müssen noch Sozialabgaben wie Krankenkasse, Rentenbeiträge ... bezahlt werden. Das reicht naturgemäss nicht mehr für einen Arbeiter, eine Familie zu ernähren; Frau muss mitverdienen mit bekannten Nachteilen.
Die Nicht - EU - Länder haben die Zwänge der Einhaltung der EU - Normen nicht; sie können ihre Staatsquote weit unter 50% drücken und haben somit einen Standortvorteil. In Bangladesh hat man Produktionszentren geschaffen, die so kostengünstig wie möglich sind. Das Zollabkommen für Textilien aus Bangladesh mit Deutschland läuft 2026 aus:
https://www.bmz.de/de/laender/bangla...ituation-10694
Das bedeutet: Es gibt zukünftig Zoll auf Textilien aus Bangladesh, und zwar kräftig. Diese Textilien werden wesentlich teurer werden. Das bedeutet aber nicht, dass in Deutschland wieder eine Textilfabrik entstehen wird. Es handelt sich demnach um eine Verteuerung, die einer Steuer entspricht.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Gero
Das Ziel der Wirtschaft sollte die Steigerung der produktiven Kräfte sein. [...]
Warum? Warum dieses und kein anderes?
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
-jmw-
Warum? Warum dieses und kein anderes?
Alles andere ist ein Nebenprodukt der Verfolgung dieses Ziels.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Gero
Alles andere ist ein Nebenprodukt der Verfolgung dieses Ziels.
Sehe ich nicht so.
Nehmen wir, was ich oben schrub: Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten.
Dieser könnte, denken wir an den familiengeführten bäuerlichen mittelständischen Mischbetrieb, durchaus unproduktiver sein als andere organisatorische Arrangements, jedoch aus anderen Gründen erwünscht.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
-jmw-
Sehe ich nicht so.
Nehmen wir, was ich oben schrub: Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten.
Dieser könnte, denken wir an den familiengeführten bäuerlichen mittelständischen Mischbetrieb, durchaus unproduktiver sein als andere organisatorische Arrangements, jedoch aus anderen Gründen erwünscht.
Was genau ist denn der Mittelstand?
Ursprünglich waren es mal Handwerkbetriebe mit einem Meister, zwei Gesellen und einem Lehrling.
Später kleine Firmen mit Mitarbeiterzahlen im zweistelligen, dann dreistelligen und schließlich heute vierstelligen oder gar niedrigen fünfstelligen Bereich.
Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt wird Mitte des Jahrtausends ein interplanteares Asteroidenbergbauunternehmen mit Millionenbelegschaft zum "Mittelstand" gezählt werden.
Bei Lösung des Energie/Effizienz-Problems wird die traditionelle Landwirtschaft langfristig durch platzsparendere, industrielle Hydrokultur (für Obst und Gemüse) oder direkte bakterielle Synthesebetriebe (für Mehl und Molkereiprodukte) abgelöst werden.
Das freiwerdende Land kann dann wahlweise entweder als Bauland oder Stadtpark genutzt oder wieder in echtes Wildgebiet (Wald, Sumpf, Moor, Hecke) verwandelt werden.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Klopperhorst
[…] Vertreter des Freihandels war seit jeher Angloamerika […]
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Das stimmt so nicht.
Die industrielle Entwicklung der VSA war maßgeblich von Schutzzöllen (siehe Alexander Hamiltons Politik) und Staatsdirigismus (das durch Benjamin Franklin zuerst in staatlichen Waffenfabriken eingeführte, sogenannte "american system of manufacturing"* das auf Standardisierung und Mechanisierung setzte) begleitet.
Und selbst der "Liberalisierung und Privatisierer" Reagan hat ein massives staatliches Förderprogram in die Wege geleitet dem die VSA heute ihre Vorreiterrolle in der Digitalwirtschaft verdanken:https://www.delanceyplace.com/view-archives.php?p=3011
Und auch England war nicht grundsätzlich freihändlerisch (Abwerbung flämischer Weber und Exportzölle für englische Wolle zur Förderung der eigenen Tuchproduktion im 16. Jahrhundert, "Navigation Act" unter Cromwell, "Unequal treaties" mit den (Quasi-)Kolonien).
Diese Doppelmoral wurde schon von Friedrich List erkannt: https://geopolitik.de/2021/02/05/eng...staatsmaximen/
*Mit diesem wurde auch der Grundstein für das große rüstungswirtschaftliche Potential der VSA im zweiten Weltkrieg gesetzt.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Chronos
Zölle sind letztlich auch eine Möglichkeit, dass ein Land oder ein Wirtschaftsraum sich vor der Flutung mit Produkten aus Ländern mit Niedrigstlöhnen schützt.
Einige dieser Extemen waren vor längerer Zeit mal die VHS-Cassetten, für die Anfang der Neunziger spezielle EU-Schutzzölle eingeführt wurden, weil diese Cassetten besonders in Südkorea zu Löhnen hergestellt wurden, die in Europa bereits undenkbar geworden waren.
Weiter ging und geht es bis heute noch bei vielen Erzeugnissen, beispielsweise sehr repräsentativ bei Bekleidung.
Die Dramen aus Bangladesh (wo eine Näherin im ganzen Monat nur den Gegenwert von vielleicht 30 Euro verdient) und anderen Extrem-Niedriglohnländern sind sicher noch in allgemeiner Erinnerung, und dann in der weiteren Stufe erleben wir es gerade aktuell mit den extrem preiswerten Solarmodulen und E-Autos aus China.
Und Kostendruck auf die Ausgangsstoffe für Medikamente und die daraus resultierende Verlagerung nach China und Indien ist uns allen doch auch noch geläufig.
Meine persönliche Meinung: Ohne ein gewisses Maß an Schutzzöllen geht es heutzutage im weltweiten Handel gar nicht mehr, wenn Hochlohnländer in direktem Wettbewerb mit Niedrigstlohnländern stehen und dadurch nicht erhebliche Einbußen hinnehmen wollen.
Wir, also der gesamte Westen, hat sich mit seinen ganzen sozialen Wohltaten aus jedem direkten Kostenvergleich mit den Niedriglohnregionen der Welt (vor allem Ost- und Südostasien) hinaus katapultiert.
Hinzu kommen auch noch zwei weitere Faktoren, die den Kostendruck auf europäische Waren weiter ansteigen ließen:
1. Seit den Achtzigern und nach dem Zusammenbruch der Wirtschaften in zuvor abgeschotteten kommunistischen Ländern (vor allem in China mit seinen eineinhalb Milliarden Menschen, die zuvor wirtschaftlich gar nicht wahrgenommen wurden) kamen plötzlich viele Millionen neuer Arbeitnehmer neu in den Wettbewerb, die logischerweise indirekt als Hebel für den Preisdruck mitwirken;
2. Bei immer weiter zunehmender Rationalisierung und Automatisierung und gleichzeitiger Zuname der Weltbevölkerung, einhergehend mit sich den Sättigungsgrenzen nähernden Produktkategorien, bleibt eine zunehmende Verknappung von Arbeitsplätzen gar nicht aus.
Mein persönliches Fazit:
Bei Fortschreibung der derzeitigen Marktparameter und politisch-soziologischen Bedingungen werden Schutzzölle eine zunehmende Bedeutung und Rechtfertigung erfahren, wenn ganze Regionen wie beispielsweise Europa nicht auf das wesentlich niedrigere, kostengünstigere Lebenskosten-Niveau der riesigen Niedriglohnregionen absinken wollen.
Trotz der Regularien der WTO hat sich die völlige Handesfreizügigkeit mit nur minimalen Zöllen als vergifteter Pfeil erwiesen. China führt uns gerade drastisch vor Augen, wie man den ursprünglich angedachten freien Handel mit versteckten staatlichen Maßnahmen unterlaufen und aushebelb kann.
Noch einfacher formuliert: Niedriglöhne von etwa zwei Dritteln der Erdbevölkerung stehen in direktem Konkurrenzkampf gegen die hohen Lebensstandardkosten einer kleinen Hochlohn-Minderheit in Europa und Amerika.
Friedrich List bezeichnete die anfangs höheren Preise und niedriger Qualität der Produkte nach Einführung von Schutzzöllen auf die Importe eines überlegenen Wettbewerbers als "Lernkosten", die es in kauf zu nehmen wäre um den Rückstand aufzuholen.
Billiglohnkonkurrenz stellt aber eine andere Ausgangslage dar.
Einfach nur wieder Zölle einzuführen kann helfen, stellt aber keinen Idealzustand dar.
Andere Möglichkeiten wären die Senkung der allgemeinen Lebenshaltungskosten (und damit proportional der Löhne), eine höhere Kapitalintensität (und damit einen geringen Anteil der Lohnkosten), und eine Senkung der Löhne im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten (was durchaus möglich wäre wenn man sich so manches Konsumverhalten (Malle-Urlaub) der "niederen Schichten" so anschaut).
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Gero
Das stimmt so nicht.
Die industrielle Entwicklung der VSA war maßgeblich von Schutzzöllen (siehe Alexander Hamiltons Politik) und Staatsdirigismus (das durch Benjamin Franklin zuerst in staatlichen Waffenfabriken eingeführte, sogenannte "american system of manufacturing"* das auf Standardisierung und Mechanisierung setzte) begleitet.
Und selbst der "Liberalisierung und Privatisierer" Reagan hat ein massives staatliches Förderprogram in die Wege geleitet dem die VSA heute ihre Vorreiterrolle in der Digitalwirtschaft verdanken:
https://www.delanceyplace.com/view-archives.php?p=3011
Und auch England war nicht grundsätzlich freihändlerisch (Abwerbung flämischer Weber und Exportzölle für englische Wolle zur Förderung der eigenen Tuchproduktion im 16. Jahrhundert, "Navigation Act" unter Cromwell, "Unequal treaties" mit den (Quasi-)Kolonien).
Diese Doppelmoral wurde schon von Friedrich List erkannt:
https://geopolitik.de/2021/02/05/eng...staatsmaximen/
*Mit diesem wurde auch der Grundstein für das große rüstungswirtschaftliche Potential der VSA im zweiten Weltkrieg gesetzt.
Ich meinte auch eher Britannien, statt Amerika, aber bis zur Unabhängigkeit war Nordamerika ja Teil des britischen Weltreichs.
Natürlich hatte Britannien ein Interesse am Freihandel, denn es waren ja die englischen Kompanien (brit. Ostindiengesellschaft), die die dicken Geschäfte in den Kolonien machten.
Souveräne Kolonien, die Handelsschranken erheben, wären den Briten ein Graus gewesen.
Insofern war es auch nicht verwunderlich, daß die USA nach ihrer Unabhängigkeit ihre eigene Wirtschaft vor den britischen Billigimporten schützten.
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Zitat:
Zitat von
-jmw-
Was will man zuallerst und in der Hauptsache? Wissenschaftlich-technischen Fortschritt? Steigerung des Bruttosozialproduktes? Eine Vielfalt an Gütern und Leistungen? International als Wirtschaftsmacht mitreden können? Die Würde der Arbeit schützen? Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten? Ökonomische Unabhängigkeit?
Zölle und sonstige Handelsregularien sind selten eine Prinzipienfrage, sondern meist eine des richtigen oder falschen Werkzeuges, ein gegebenes Ziel zu erreichen.
Es ist also zuerst eben dieses Ziel zu bestimmen!
Und das ist keine wirtschaftswissenschaftliche, auch keine wirtschaftsphilosophische Frage, sondern eine metapolitische.
Musst dir das Grundgesetz in der heutigen Fassung durchlesen:
https://www.juris.de/jportal/portal/...=BJNR000010949
Diese 69 Seiten, besser die hunderten Seiten der Fussnoten geben tausende Ziele vor, die zu den heutigen Zuständen in Deutschland geführt haben. Deine angeführten Willenserklärungen sind ein Wunschtraum.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Chronos
Zölle sind letztlich auch eine Möglichkeit, dass ein Land oder ein Wirtschaftsraum sich vor der Flutung mit Produkten aus Ländern mit Niedrigstlöhnen schützt.
Einige dieser Extemen waren vor längerer Zeit mal die VHS-Cassetten, für die Anfang der Neunziger spezielle EU-Schutzzölle eingeführt wurden, weil diese Cassetten besonders in Südkorea zu Löhnen hergestellt wurden, die in Europa bereits undenkbar geworden waren.
Weiter ging und geht es bis heute noch bei vielen Erzeugnissen, beispielsweise sehr repräsentativ bei Bekleidung.
Die Dramen aus Bangladesh (wo eine Näherin im ganzen Monat nur den Gegenwert von vielleicht 30 Euro verdient) und anderen Extrem-Niedriglohnländern sind sicher noch in allgemeiner Erinnerung, und dann in der weiteren Stufe erleben wir es gerade aktuell mit den extrem preiswerten Solarmodulen und E-Autos aus China.
Und Kostendruck auf die Ausgangsstoffe für Medikamente und die daraus resultierende Verlagerung nach China und Indien ist uns allen doch auch noch geläufig.
Meine persönliche Meinung: Ohne ein gewisses Maß an Schutzzöllen geht es heutzutage im weltweiten Handel gar nicht mehr, wenn Hochlohnländer in direktem Wettbewerb mit Niedrigstlohnländern stehen und dadurch nicht erhebliche Einbußen hinnehmen wollen.
Wir, also der gesamte Westen, hat sich mit seinen ganzen sozialen Wohltaten aus jedem direkten Kostenvergleich mit den Niedriglohnregionen der Welt (vor allem Ost- und Südostasien) hinaus katapultiert.
Hinzu kommen auch noch zwei weitere Faktoren, die den Kostendruck auf europäische Waren weiter ansteigen ließen:
1. Seit den Achtzigern und nach dem Zusammenbruch der Wirtschaften in zuvor abgeschotteten kommunistischen Ländern (vor allem in China mit seinen eineinhalb Milliarden Menschen, die zuvor wirtschaftlich gar nicht wahrgenommen wurden) kamen plötzlich viele Millionen neuer Arbeitnehmer neu in den Wettbewerb, die logischerweise indirekt als Hebel für den Preisdruck mitwirken;
2. Bei immer weiter zunehmender Rationalisierung und Automatisierung und gleichzeitiger Zuname der Weltbevölkerung, einhergehend mit sich den Sättigungsgrenzen nähernden Produktkategorien, bleibt eine zunehmende Verknappung von Arbeitsplätzen gar nicht aus.
Mein persönliches Fazit:
Bei Fortschreibung der derzeitigen Marktparameter und politisch-soziologischen Bedingungen werden Schutzzölle eine zunehmende Bedeutung und Rechtfertigung erfahren, wenn ganze Regionen wie beispielsweise Europa nicht auf das wesentlich niedrigere, kostengünstigere Lebenskosten-Niveau der riesigen Niedriglohnregionen absinken wollen.
Trotz der Regularien der WTO hat sich die völlige Handesfreizügigkeit mit nur minimalen Zöllen als vergifteter Pfeil erwiesen. China führt uns gerade drastisch vor Augen, wie man den ursprünglich angedachten freien Handel mit versteckten staatlichen Maßnahmen unterlaufen und aushebelb kann.
Noch einfacher formuliert: Niedriglöhne von etwa zwei Dritteln der Erdbevölkerung stehen in direktem Konkurrenzkampf gegen die hohen Lebensstandardkosten einer kleinen Hochlohn-Minderheit in Europa und Amerika.
Hochlohn? Die Produktionskosten bestimmen die Konkurrenzfähigkeit eines Produktes, und die werden von der Regierung massgeblich beeinflusst:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_...ch_Staatsquote
China mit einer Staatsquote von 33,4% oder die Schweiz mit 31,5% des BIP können naturgemäss viel kostengünstiger produzieren als Deutschland mit 49,5% oder Griechenland mit 52,5%. Eine niedrige Staatsquote allein ists natürlich nicht; es kommt auch darauf an, was der Staat mit den einbehaltenen Steuern und Abgaben macht, und welche bürokratischen Kosten ein überbordender Staat verursacht. China hat etwa im Jahr 1990 viele staatliche Posten einfach gestrichen und die freiwerdenden Kräfte in die Wirtschaft entlassen - mit einem gewaltigen Produktionsstandortvorteil. Ausserdem hat China seinen eigenen Handelsraum gegründet:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/so...b-8e74d7b51566
Der Handelsraum des Westens sei nicht die Lösung, sondern das Problem, meinten sie etwa im Jahre 2000. Heuer handeln sie sowohl mit dem Westen und allen anderen Staaten als auch in ihrem Handelsraum und lassen sich durch keine Embargobestimmungen ... des Westens drangsalieren.
Die fehlende Produktion in Deutschland ist ja nicht "weg", sie findet eben woanders statt, und Rationalisierungen schafft keine Arbeitsplätze ab, sondern verlagert sie.
Welche Zölle haben dann bei uns einen Boom ausgelöst? Die auf E-Autos jedenfalls nicht:
https://www.zdf.de/nachrichten/polit...-zoll-100.html
Wenn man Produkte zu teuer oder unwirtschaftlich macht, werden sie eben nicht mehr gekauft.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Neu
Die EU entstand durch den Wunsch, innerhalb der EU - Länder zollfrei und einfach handeln zu können. Mit einer einheitlichen Währung, gleichen Steuern und Abgaben, in etwa gleichen Löhnen, gleiche Vorschriften, gleiche Bürokratie, gleiche Verschuldung .... Dabei wurde aber nicht auf ein Minimum an Kosten und ein Maximieren der Staatssysteme geachtet, sondern immer feste draufgesattelt. Ziele wie eine verträgliche Staatsquote (etwa 33% wurde mal als Optimum definiert) gab es nicht mehr, die Verwaltungsgebäude wuchsen und wuchsen und die da beschäftigten mussten ja bezahlt werden. Heuer liegt die deutsche Staatsquote bei weit über 50%, das bedeutet, jeder €, der verdient wird, ist erstmal nur etwa 44 Cent wert; und dazu müssen noch Sozialabgaben wie Krankenkasse, Rentenbeiträge ... bezahlt werden. Das reicht naturgemäss nicht mehr für einen Arbeiter, eine Familie zu ernähren; Frau muss mitverdienen mit bekannten Nachteilen.
Die Nicht - EU - Länder haben die Zwänge der Einhaltung der EU - Normen nicht; sie können ihre Staatsquote weit unter 50% drücken und haben somit einen Standortvorteil. In Bangladesh hat man Produktionszentren geschaffen, die so kostengünstig wie möglich sind. Das Zollabkommen für Textilien aus Bangladesh mit Deutschland läuft 2026 aus:
https://www.bmz.de/de/laender/bangla...ituation-10694
Das bedeutet: Es gibt zukünftig Zoll auf Textilien aus Bangladesh, und zwar kräftig. Diese Textilien werden wesentlich teurer werden. Das bedeutet aber nicht, dass in Deutschland wieder eine Textilfabrik entstehen wird. Es handelt sich demnach um eine Verteuerung, die einer Steuer entspricht.
Kompromiss: EFTA (gibt es noch) statt EU. D aus EU raus und in EFTA rein. EFTA ist Teil des EWR und hat Verträge mit der EU.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Und warum sollte man das wollen? Das ist doch die eigentlich politische Frage!
Zitat:
Zitat von
Gero
Was genau ist denn der Mittelstand?
Ursprünglich waren es mal Handwerkbetriebe mit einem Meister, zwei Gesellen und einem Lehrling.
Später kleine Firmen mit Mitarbeiterzahlen im zweistelligen, dann dreistelligen und schließlich heute vierstelligen oder gar niedrigen fünfstelligen Bereich.
Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt wird Mitte des Jahrtausends ein interplanteares Asteroidenbergbauunternehmen mit Millionenbelegschaft zum "Mittelstand" gezählt werden.
Bei Lösung des Energie/Effizienz-Problems wird die traditionelle Landwirtschaft langfristig durch platzsparendere, industrielle Hydrokultur (für Obst und Gemüse) oder direkte bakterielle Synthesebetriebe (für Mehl und Molkereiprodukte) abgelöst werden.
Das freiwerdende Land kann dann wahlweise entweder als Bauland oder Stadtpark genutzt oder wieder in echtes Wildgebiet (Wald, Sumpf, Moor, Hecke) verwandelt werden.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Neu
Musst dir das Grundgesetz in der heutigen Fassung durchlesen:
https://www.juris.de/jportal/portal/...=BJNR000010949
Diese 69 Seiten, besser die hunderten Seiten der Fussnoten geben tausende Ziele vor, die zu den heutigen Zuständen in Deutschland geführt haben. Deine angeführten Willenserklärungen sind ein Wunschtraum.
Inwiefern ist das GG für die hier behandelten Fragen relevant?
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
-jmw-
Und warum sollte man das wollen? Das ist doch die eigentlich politische Frage!
Weil es effizienter ist und einen mächtiger macht.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
DonauDude
Kompromiss: EFTA (gibt es noch) statt EU. D aus EU raus und in EFTA rein. EFTA ist Teil des EWR und hat Verträge mit der EU.
Ein Europa, in dem es eine Zukunft des Deutschen Reiches (sieh Name & Titel des Forums!) gibt, kennt keine EU oder EFTA mehr. Dazu wären die politischen Veränderungen, die vorher stattfinden müssten, zu grundstürzend.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Gero
Weil es effizienter ist und einen mächtiger macht.
Und darauf antworte ich mit genau derselben Frage, auf die es eine Antwort sein sollte! :)
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
-jmw-
Und darauf antworte ich mit genau derselben Frage, auf die es eine Antwort sein sollte! :)
Für solch zersetzendes Dauerhinterfragen wurde Sokrates hingerichtet.
Konsequent zu Ende gedacht führt das nur dazu dass man sich umbringt weil man sich fragt warum man sich das ganze überhaupt antun soll.
Eine endgültige Antwort kann es so wie so nicht geben (infiniter Regress).
Auf diesen konkreten Sachverhalt bezogen wäre meine Antwort aber die Steigerung der Möglichkeiten zur Beherrschung des Weltgeschehens.
Größeres Volk -> höhere Arbeitsteilung -> komplexere Wirtschaft -> neue Möglichkeiten.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
Klopperhorst
Ich meinte auch eher Britannien, statt Amerika, aber bis zur Unabhängigkeit war Nordamerika ja Teil des britischen Weltreichs.
Natürlich hatte Britannien ein Interesse am Freihandel, denn es waren ja die englischen Kompanien (brit. Ostindiengesellschaft), die die dicken Geschäfte in den Kolonien machten.
Souveräne Kolonien, die Handelsschranken erheben, wären den Briten ein Graus gewesen.
Insofern war es auch nicht verwunderlich, daß die USA nach ihrer Unabhängigkeit ihre eigene Wirtschaft vor den britischen Billigimporten schützten.
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Ja, aber ungleiche Handelslverträge sind wohl kaum "Freihandel" (ebensowenig der "Navigation Act).
Sie sind quasi das aggressivere Gegenstück zu Schutzzöllen.
Beides zielt darauf ab der eigenen Industrie einen Vorteil zu verschaffen.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
-jmw-
Ein Europa, in dem es eine Zukunft des Deutschen Reiches (sieh Name & Titel des Forums!) gibt, kennt keine EU oder EFTA mehr. Dazu wären die politischen Veränderungen, die vorher stattfinden müssten, zu grundstürzend.
Ein neues Deutsches Reich kann entstehen, wenn es eine Willensnation ist. Dazu muss es aber ausreichend lokale Autonomie geben, sonst wird es nichts mit der Willensnation.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Nicht einfach Deine Position zu übernehmen sollte also mit dem Tode bestraft werden? ;)
Aber Spass beseite: Der Punkt war, herauszustellen, dass man sich eben erstmal eine Weile durchfragen muss, um zu dem Punkt zu kommen, von dem aus man dann wieder in die andere Richtung denkt; und dass dieser Punkt gar nicht selbstverständlich ist, sondern es auch andere Ausgangspunkte geben kann, von denen in andere Richtungen gedacht wird; und dass bei einem Forum wie diesem hier nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Ausgangspunkte oder Richtungen identisch sind oder auch nur teilidentisch.
Zitat:
Zitat von
Gero
Für solch zersetzendes Dauerhinterfragen wurde Sokrates hingerichtet.
Konsequent zu Ende gedacht führt das nur dazu dass man sich umbringt weil man sich fragt warum man sich das ganze überhaupt antun soll.
Eine endgültige Antwort kann es so wie so nicht geben (infiniter Regress).
Auf diesen konkreten Sachverhalt bezogen wäre meine Antwort aber die Steigerung der Möglichkeiten zur Beherrschung des Weltgeschehens.
Größeres Volk -> höhere Arbeitsteilung -> komplexere Wirtschaft -> neue Möglichkeiten.
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
Zitat:
Zitat von
DonauDude
Ein neues Deutsches Reich kann entstehen, wenn es eine Willensnation ist. Dazu muss es aber ausreichend lokale Autonomie geben, sonst wird es nichts mit der Willensnation.
Warum sollen die, die erfolgreich ein DR (oder sonst eine Veränderung) erfolgreich(!) wollen, notwendig "lokale Autonomie" (was auch immer das konkret sei) wollen müssen?
Anders gefragt: Woher kommt das "dazu"?
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AW: Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?
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-jmw-
Nicht einfach Deine Position zu übernehmen sollte also mit dem Tode bestraft werden? ;)
Aber Spass beseite: Der Punkt war, herauszustellen, dass man sich eben erstmal eine Weile durchfragen muss, um zu dem Punkt zu kommen, von dem aus man dann wieder in die andere Richtung denkt; und dass dieser Punkt gar nicht selbstverständlich ist, sondern es auch andere Ausgangspunkte geben kann, von denen in andere Richtungen gedacht wird; und dass bei einem Forum wie diesem hier nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Ausgangspunkte oder Richtungen identisch sind oder auch nur teilidentisch.
Es geht nicht darum meine Position zu übernehmen oder nicht, sondern darum dass bloßes Hinterfragen (Warum?), ohne selbst irgendetwas konkretes einzuführen, zu nichts führt und an jeder Stelle immer weiter getrieben werden kann.
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-jmw-
Warum sollen die, die erfolgreich ein DR (oder sonst eine Veränderung) erfolgreich(!) wollen, notwendig "lokale Autonomie" (was auch immer das konkret sei) wollen müssen?
Anders gefragt: Woher kommt das "dazu"?
Auf dem Gebiet des DR leben etliche Völker, die nicht Deutsch als Muttersprache sprechen. War ja schon beim ersten Reich so, das weder heilig noch römisch noch ein Reich war. Weil diese etlichen Völker sich weder als Deutsche betrachten noch Deutsch nativ sprechen, müssen (nicht nur) die lokale Autonomie haben, sonst fliegt das alles gleich wieder auseinander bzw. entsteht gar nicht erst.
Oder anders gesagt, es wird keine Beitritte geben, wenn es nicht attraktiv ist beizutreten. Schweiz ist attraktiv, aber nimmt keine neuen Mitglieder mehr. Was ist einfacher, als eben das Schweizer Modell (Kantons- und Gemeindeautonomie) zu kopieren? Statt derzeit 16 Bundesländer würde die BRD dann 200-250 Kantone haben, ist alles machbar.
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DonauDude
Kompromiss: EFTA (gibt es noch) statt EU. D aus EU raus und in EFTA rein. EFTA ist Teil des EWR und hat Verträge mit der EU.
Wie man im einzelnen das gestalten sollte - erstmal die Zielsetzungen dazu definieren, und die sind unklar. Für mich wäre die neue EU - oder EFTA, egal - erstmal ein Gebiet mit Konkurrenzdenken; wenig und effektive Verwaltung muss sich auszahlen; und in der Bedienungsanleitung zur Montage eines Kühlschrankes dürfte niemals stehen:
Achtung. Dieser Schrank ist nicht zum Verzehr geeignet!
Eine EU unter der Verwaltung der Schweiz käme dem gewaltig näher. Die hatten das, bis die EU Einfluss genommen hat.
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-jmw-
Inwiefern ist das GG für die hier behandelten Fragen relevant?
Ich schätze, dass z.B. der Umweltschutz - als im Grundgesetz verankert - keine grossen Spielräume bezüglich günstiger Energiepreise und damit kostengünstige Produktion zulassen, die ohne Schutzzölle auskommen können.
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DonauDude
Auf dem Gebiet des DR leben etliche Völker, die nicht Deutsch als Muttersprache sprechen. War ja schon beim ersten Reich so, das weder heilig noch römisch noch ein Reich war. Weil diese etlichen Völker sich weder als Deutsche betrachten noch Deutsch nativ sprechen, müssen (nicht nur) die lokale Autonomie haben, sonst fliegt das alles gleich wieder auseinander bzw. entsteht gar nicht erst.
Oder anders gesagt, es wird keine Beitritte geben, wenn es nicht attraktiv ist beizutreten. Schweiz ist attraktiv, aber nimmt keine neuen Mitglieder mehr. Was ist einfacher, als eben das Schweizer Modell (Kantons- und Gemeindeautonomie) zu kopieren? Statt derzeit 16 Bundesländer würde die BRD dann 200-250 Kantone haben, ist alles machbar.
:gp: :gp:
Ein attraktives Europa oder Deutschland würde ein Magnet für gutausgebildete werden. In die Schweiz ziehts viele - wegen der Attraktivität.
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Gero
Es geht nicht darum meine Position zu übernehmen oder nicht, sondern darum dass bloßes Hinterfragen (Warum?), ohne selbst irgendetwas konkretes einzuführen, zu nichts führt und an jeder Stelle immer weiter getrieben werden kann.
Das Forum hier ist ungefähr zwei Minuten alt und Du willst im Grunde schon in die Detailplanungen einsteigen, kann das angehen? :)
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DonauDude
Auf dem Gebiet des DR leben etliche Völker, die nicht Deutsch als Muttersprache sprechen. War ja schon beim ersten Reich so, das weder heilig noch römisch noch ein Reich war. Weil diese etlichen Völker sich weder als Deutsche betrachten noch Deutsch nativ sprechen, müssen (nicht nur) die lokale Autonomie haben, sonst fliegt das alles gleich wieder auseinander bzw. entsteht gar nicht erst.
Oder anders gesagt, es wird keine Beitritte geben, wenn es nicht attraktiv ist beizutreten. Schweiz ist attraktiv, aber nimmt keine neuen Mitglieder mehr. Was ist einfacher, als eben das Schweizer Modell (Kantons- und Gemeindeautonomie) zu kopieren? Statt derzeit 16 Bundesländer würde die BRD dann 200-250 Kantone haben, ist alles machbar.
Warum sollten wir "neue Mitglieder" wollen? Welche nicht-deutschsprachigen Regionen sollen denn eintreten wollen/müssen?
Und wo wir grad bei der Beitrittsfrage sind: Warum sollten denn eigentlich deutschsprachige Regionen dem beitreten wollen, was aus einer Sinn und Zweck dieses Forums entsprechenden politischen Umgestaltung der Bundesrepublik entstünde?
Welcher geistig gesunde Österreicher bspw. gäbe denn sein Land, seinen Staat auf, nur weil man hier mal wieder "Reich" heisst?
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Neu
Ich schätze, dass z.B. der Umweltschutz - als im Grundgesetz verankert - keine grossen Spielräume bezüglich günstiger Energiepreise und damit kostengünstige Produktion zulassen, die ohne Schutzzölle auskommen können.
Pardon, das Forum hier heisst nicht ohne Grund "Zukunft des Deutschen Reiches". Mit dem Grundgesetz müssen wir also nicht rechnen, das gäbe es dann nicht mehr.
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-jmw-
Warum sollten wir "neue Mitglieder" wollen? Welche nicht-deutschsprachigen Regionen sollen denn eintreten wollen/müssen?
Und wo wir grad bei der Beitrittsfrage sind: Warum sollten denn eigentlich deutschsprachige Regionen dem beitreten wollen, was aus einer Sinn und Zweck dieses Forums entsprechenden politischen Umgestaltung der Bundesrepublik entstünde?
Welcher geistig gesunde Österreicher bspw. gäbe denn sein Land, seinen Staat auf, nur weil man hier mal wieder "Reich" heisst?
Ich jedenfalls nicht.
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-jmw-
Warum sollten wir "neue Mitglieder" wollen? Welche nicht-deutschsprachigen Regionen sollen denn eintreten wollen/müssen?
Und wo wir grad bei der Beitrittsfrage sind: Warum sollten denn eigentlich deutschsprachige Regionen dem beitreten wollen, was aus einer Sinn und Zweck dieses Forums entsprechenden politischen Umgestaltung der Bundesrepublik entstünde?
Welcher geistig gesunde Österreicher bspw. gäbe denn sein Land, seinen Staat auf, nur weil man hier mal wieder "Reich" heisst?
Das sollte erstmal gründlich durchdacht werden, was denn eigentlich das Ziel ist.
Gibt es unterschiedliche Ziele oder gibt es da Konsens?
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-jmw-
Das Forum hier ist ungefähr zwei Minuten alt und Du willst im Grunde schon in die Detailplanungen einsteigen, kann das angehen? :)
Detailplanung würde ich das noch lange nicht nennen.
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DonauDude
Das sollte erstmal gründlich durchdacht werden, was denn eigentlich das Ziel ist.
Gibt es unterschiedliche Ziele oder gibt es da Konsens?
Das Wort von einer Zukunft des Deutschen Reiches ist für mich nur als Wunsch der Abwicklung der Bundesrepublik als "Wachkoma" der Hitlerzeit lesbar; der Inhalt des Danach jenseits der Erhaltung und Entfaltung der Deutschen als Volk hingegen weitgehend unbestimmt.
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Gero
Detailplanung würde ich das noch lange nicht nennen.
Ich hoffe, dass Du einen Ordner mit entsprechenden pfds nicht schon auf dem Rechner hast! :lach:
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-jmw-
Pardon, das Forum hier heisst nicht ohne Grund "Zukunft des Deutschen Reiches". Mit dem Grundgesetz müssen wir also nicht rechnen, das gäbe es dann nicht mehr.
Diese Bundesrepublik hat in der Tat keine Zukunft mehr, und das Deutsche Reich existiert ja noch - so ein Gerichtsurteil eines BRD - Gerichtes. Da müsste ein Friedensvertrag mit den Alliierten her, und mit Russland könnte man sich einigen. Die haben die DDR freiwillig zurückgegeben.
Wenn man sich in Punkto Staatsverwaltung und Wirtschaft an das Schweizer System anlehnen würde, gäbe es bezüglich der Schweiz keinen Grund, Schutzzölle einzuführen. Im Gegenteil; hier könnte sich ein florierender Handel entwickeln; die Schweiz könnte über deutsche Häfen ihren Welthandel besser ausbauen, eine Win - Win - Situation. China und Russland wären ebenso begehrte Partner im Welthandel, zumal viele Steuersätze grundsätzlich passen würden. Bliebe der "Rest" der EU mit ihrer Hochsteuerpolitik; die würden an allen Ecken und Enden Schutzzölle aufbauen.
Letztendlich würde sich dieses Gebilde auch ganz andere Märkte suchen, wo man ganz ohne Repressalien arbeiten kann.