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Vollständige Version anzeigen : Freihandel vs. Schutzölle - Was ist das bessere Modell?



Klopperhorst
18.08.2024, 18:03
Zum Konzept:

Es stehen sich zwei wirtschaftliche Denkschulen gegenüber, die des Freihandels und der Schutzzölle.
Vertreter des Freihandels war seit jeher Angloamerika, wobei unter Trump heute diese Bestrebungen v.a. in Bezug auf China abgeschwächt werden sollen.

Die Engländer führten das Siegel "Made in Germany" ein, um den Siegeszug deutscher Produkte einzugrenzen (Kaiserreich/Gründerjahre).
Denn dieser Siegesszug konnte wiederum stattfinden, weil das Kaiserreich Schutzzölle gegen billige ausländische Importe verhängte und damit die inländische Produktion stärkte.

Der Nachteil besteht in einer Zollspirale, daß andere Nationen ebenso Straf-Zölle erheben und der positive Effekt einer Stärkung der eigenen Produktion zwecks Export durch Schutz-Zölle wieder vernichtet wird.


So flammte schließlich nach Bismarck der alte Liberalismus wieder auf.

Seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck hat die Politik des Deutschen Reiches in der
Beseitigung der Freihandelslehre fast nichts mehr geleistet. Die Handelsverträge unter Caprivi
waren ein offensichtlicher Rückfall in die Bahnen des Freihandels. Und wenn auch Fürst
Bülow die Zollsätze wieder etwas erhöhte, seine ganze Politik, die nach allen Seiten ihre
Gaben verteilte, war wenig geeignet, Klarheit in großen einfachen Prinzipien aufkommen zu
lassen.
(Dr. G. Ruhland, "Der freihändlerische Individualismus und die organische Auffassung der Volkswirtschaft.")

---

Neu
18.08.2024, 19:34
Zoll ist eine einfache Möglichkeit für den Staat, an Geld zu kommen - derjenige, der zollbehaftetes kauft, bezahlt ja den Zoll. Wird das eingenommene Zollgeld dafür verwendet, um im Ausland zollbehaftete Waren preiswerter im Inland herzustellen, um dann trotz Ausfuhrzoll dort günstig zu erscheinen, hätte man die Verteuerung des Zolls ja kompensiert. Aber das ist in Deutschland Wunschdenken.

Zoll behindert den freien Wettbewerb und damit Produktionsfortschritte, die ohne Zoll möglich wären. Steuern und Gebühren ebenso, aber das ist hier nicht das Thema. Andererseits unterlaufen in Bangladesh hergestellte Textilien deutsche Sozialstandards; es fallen beim Export nach Deutschland ja keine Rentenansprüche, Krankenkassenbeiträge ... für in Deutschland beschäftigte an, bez.w. sind in der Kostenstruktur nach Deutschland kaum derartige Kosten enthalten. Ausserdem entfallen in Bangladesh viele Verteuerungsarten wie teure Stromkosten, Bürokratiekosten, ... nicht an, um nur ein paar zu nennen. Somit haben diese Importe praktisch die gesamte Textil - und Lederwarenbranche in Deutschland abgeschafft (es mag noch minimale Reste geben, technische Textilien zum Beispiel).

Um z.B. in Tunesien ohne Zoll für Deutschland produzieren zu können ist dort jede deutsche Fabrik ein Zollgebiet. Die Container mit Waren / Maschinen kommen direkt ab Deutschland dorthin, ein Zöllner, der dort beschäftigt ist, überwacht das Entladen von halbfertiger Ware und das Beladen mit Fertigware. Die Ware darf (ausser im verplombten Container) das Hoftor nicht verlassen, das wäre ein Zollvergehen. Selbstverständlich gelangen über solche Container auch Handis ... für Mitarbeiter nach Tunesien, solche Systeme werden grundsätzlich auch unterlaufen, zumal die Einfuhr von vielem mit hohen Zöllen behaftet ist.

In wieweit die Textil - und Lederwarenbranche in Deutschland mit entsprechenden Importzöllen noch erhalten geblieben wäre, wäre eine interessante Frage, zumal sie sich ja auch auf ganz andere Gebiete erstreckt, die jetzt gerade von billigeren Importen bedroht sind. So die Automobile, die ja kaum noch in Deutschland produziert werden. Hier sollen Zölle das Schliessen der letzten Fabriken verhindern.

Allerdings ist die Zollerhebung sehr teuer; Zöllner sind oft Beamte, und die Produktpalette ist riesig und unüberschaubar. So war ich mal vor der EU mit einem Kleinlaster voll mit technischen Textilien von Deutschland nach Wien unterwegs; trotz Carnée wurde mein Auto an der Österreichischen Grenze versiegelt; ich brauchte einen Zollagenten, der für mich bürgte und der 3% des Warenwertes kassierte. In Wien machte ein Zöllner im Hauptzollamt die Ware dann frei.

Zoll ist demnach immer eine Krücke, um die viel zu teuer hergestellte Ware trotzdem produzieren und verkaufen zu können. Als erstes sollte man an den vielen Stellschrauben drehen, die die Produktion so unsäglich verteuern und danach erst sehen, was übrig bleibt - oft überwiegt dann der Standortvorteil.

Chronos
19.08.2024, 10:16
Zölle sind letztlich auch eine Möglichkeit, dass ein Land oder ein Wirtschaftsraum sich vor der Flutung mit Produkten aus Ländern mit Niedrigstlöhnen schützt.

Einige dieser Extemen waren vor längerer Zeit mal die VHS-Cassetten, für die Anfang der Neunziger spezielle EU-Schutzzölle eingeführt wurden, weil diese Cassetten besonders in Südkorea zu Löhnen hergestellt wurden, die in Europa bereits undenkbar geworden waren.

Weiter ging und geht es bis heute noch bei vielen Erzeugnissen, beispielsweise sehr repräsentativ bei Bekleidung.
Die Dramen aus Bangladesh (wo eine Näherin im ganzen Monat nur den Gegenwert von vielleicht 30 Euro verdient) und anderen Extrem-Niedriglohnländern sind sicher noch in allgemeiner Erinnerung, und dann in der weiteren Stufe erleben wir es gerade aktuell mit den extrem preiswerten Solarmodulen und E-Autos aus China.
Und Kostendruck auf die Ausgangsstoffe für Medikamente und die daraus resultierende Verlagerung nach China und Indien ist uns allen doch auch noch geläufig.

Meine persönliche Meinung: Ohne ein gewisses Maß an Schutzzöllen geht es heutzutage im weltweiten Handel gar nicht mehr, wenn Hochlohnländer in direktem Wettbewerb mit Niedrigstlohnländern stehen und dadurch nicht erhebliche Einbußen hinnehmen wollen.

Wir, also der gesamte Westen, hat sich mit seinen ganzen sozialen Wohltaten aus jedem direkten Kostenvergleich mit den Niedriglohnregionen der Welt (vor allem Ost- und Südostasien) hinaus katapultiert.

Hinzu kommen auch noch zwei weitere Faktoren, die den Kostendruck auf europäische Waren weiter ansteigen ließen:

1. Seit den Achtzigern und nach dem Zusammenbruch der Wirtschaften in zuvor abgeschotteten kommunistischen Ländern (vor allem in China mit seinen eineinhalb Milliarden Menschen, die zuvor wirtschaftlich gar nicht wahrgenommen wurden) kamen plötzlich viele Millionen neuer Arbeitnehmer neu in den Wettbewerb, die logischerweise indirekt als Hebel für den Preisdruck mitwirken;

2. Bei immer weiter zunehmender Rationalisierung und Automatisierung und gleichzeitiger Zuname der Weltbevölkerung, einhergehend mit sich den Sättigungsgrenzen nähernden Produktkategorien, bleibt eine zunehmende Verknappung von Arbeitsplätzen gar nicht aus.

Mein persönliches Fazit:

Bei Fortschreibung der derzeitigen Marktparameter und politisch-soziologischen Bedingungen werden Schutzzölle eine zunehmende Bedeutung und Rechtfertigung erfahren, wenn ganze Regionen wie beispielsweise Europa nicht auf das wesentlich niedrigere, kostengünstigere Lebenskosten-Niveau der riesigen Niedriglohnregionen absinken wollen.

Trotz der Regularien der WTO hat sich die völlige Handesfreizügigkeit mit nur minimalen Zöllen als vergifteter Pfeil erwiesen. China führt uns gerade drastisch vor Augen, wie man den ursprünglich angedachten freien Handel mit versteckten staatlichen Maßnahmen unterlaufen und aushebelb kann.

Noch einfacher formuliert: Niedriglöhne von etwa zwei Dritteln der Erdbevölkerung stehen in direktem Konkurrenzkampf gegen die hohen Lebensstandardkosten einer kleinen Hochlohn-Minderheit in Europa und Amerika.

-jmw-
19.08.2024, 14:51
Was will man zuallerst und in der Hauptsache? Wissenschaftlich-technischen Fortschritt? Steigerung des Bruttosozialproduktes? Eine Vielfalt an Gütern und Leistungen? International als Wirtschaftsmacht mitreden können? Die Würde der Arbeit schützen? Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten? Ökonomische Unabhängigkeit?

Zölle und sonstige Handelsregularien sind selten eine Prinzipienfrage, sondern meist eine des richtigen oder falschen Werkzeuges, ein gegebenes Ziel zu erreichen.

Es ist also zuerst eben dieses Ziel zu bestimmen!

Und das ist keine wirtschaftswissenschaftliche, auch keine wirtschaftsphilosophische Frage, sondern eine metapolitische.

Gero
20.08.2024, 17:46
Was will man zuallerst und in der Hauptsache? Wissenschaftlich-technischen Fortschritt? Steigerung des Bruttosozialproduktes? Eine Vielfalt an Gütern und Leistungen? International als Wirtschaftsmacht mitreden können? Die Würde der Arbeit schützen? Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten? Ökonomische Unabhängigkeit?

Zölle und sonstige Handelsregularien sind selten eine Prinzipienfrage, sondern meist eine des richtigen oder falschen Werkzeuges, ein gegebenes Ziel zu erreichen.

Es ist also zuerst eben dieses Ziel zu bestimmen!

Und das ist keine wirtschaftswissenschaftliche, auch keine wirtschaftsphilosophische Frage, sondern eine metapolitische.

Das Ziel der Wirtschaft sollte die Steigerung der produktiven Kräfte sein.
Dafür können, je nach Lage, auch Schutzzölle ein angemessenes Mittel sein.

Neu
20.08.2024, 18:42
Die EU entstand durch den Wunsch, innerhalb der EU - Länder zollfrei und einfach handeln zu können. Mit einer einheitlichen Währung, gleichen Steuern und Abgaben, in etwa gleichen Löhnen, gleiche Vorschriften, gleiche Bürokratie, gleiche Verschuldung .... Dabei wurde aber nicht auf ein Minimum an Kosten und ein Maximieren der Staatssysteme geachtet, sondern immer feste draufgesattelt. Ziele wie eine verträgliche Staatsquote (etwa 33% wurde mal als Optimum definiert) gab es nicht mehr, die Verwaltungsgebäude wuchsen und wuchsen und die da beschäftigten mussten ja bezahlt werden. Heuer liegt die deutsche Staatsquote bei weit über 50%, das bedeutet, jeder €, der verdient wird, ist erstmal nur etwa 44 Cent wert; und dazu müssen noch Sozialabgaben wie Krankenkasse, Rentenbeiträge ... bezahlt werden. Das reicht naturgemäss nicht mehr für einen Arbeiter, eine Familie zu ernähren; Frau muss mitverdienen mit bekannten Nachteilen.

Die Nicht - EU - Länder haben die Zwänge der Einhaltung der EU - Normen nicht; sie können ihre Staatsquote weit unter 50% drücken und haben somit einen Standortvorteil. In Bangladesh hat man Produktionszentren geschaffen, die so kostengünstig wie möglich sind. Das Zollabkommen für Textilien aus Bangladesh mit Deutschland läuft 2026 aus:
https://www.bmz.de/de/laender/bangladesch/wirtschaftliche-situation-10694
Das bedeutet: Es gibt zukünftig Zoll auf Textilien aus Bangladesh, und zwar kräftig. Diese Textilien werden wesentlich teurer werden. Das bedeutet aber nicht, dass in Deutschland wieder eine Textilfabrik entstehen wird. Es handelt sich demnach um eine Verteuerung, die einer Steuer entspricht.

-jmw-
23.08.2024, 13:38
Das Ziel der Wirtschaft sollte die Steigerung der produktiven Kräfte sein. [...]
Warum? Warum dieses und kein anderes?

Gero
23.08.2024, 14:18
Warum? Warum dieses und kein anderes?

Alles andere ist ein Nebenprodukt der Verfolgung dieses Ziels.

-jmw-
23.08.2024, 15:17
Alles andere ist ein Nebenprodukt der Verfolgung dieses Ziels.
Sehe ich nicht so.

Nehmen wir, was ich oben schrub: Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten.

Dieser könnte, denken wir an den familiengeführten bäuerlichen mittelständischen Mischbetrieb, durchaus unproduktiver sein als andere organisatorische Arrangements, jedoch aus anderen Gründen erwünscht.

Gero
23.08.2024, 17:56
Sehe ich nicht so.

Nehmen wir, was ich oben schrub: Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten.

Dieser könnte, denken wir an den familiengeführten bäuerlichen mittelständischen Mischbetrieb, durchaus unproduktiver sein als andere organisatorische Arrangements, jedoch aus anderen Gründen erwünscht.

Was genau ist denn der Mittelstand?

Ursprünglich waren es mal Handwerkbetriebe mit einem Meister, zwei Gesellen und einem Lehrling.
Später kleine Firmen mit Mitarbeiterzahlen im zweistelligen, dann dreistelligen und schließlich heute vierstelligen oder gar niedrigen fünfstelligen Bereich.

Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt wird Mitte des Jahrtausends ein interplanteares Asteroidenbergbauunternehmen mit Millionenbelegschaft zum "Mittelstand" gezählt werden.

Bei Lösung des Energie/Effizienz-Problems wird die traditionelle Landwirtschaft langfristig durch platzsparendere, industrielle Hydrokultur (für Obst und Gemüse) oder direkte bakterielle Synthesebetriebe (für Mehl und Molkereiprodukte) abgelöst werden.

Das freiwerdende Land kann dann wahlweise entweder als Bauland oder Stadtpark genutzt oder wieder in echtes Wildgebiet (Wald, Sumpf, Moor, Hecke) verwandelt werden.

Gero
23.08.2024, 18:28
[…] Vertreter des Freihandels war seit jeher Angloamerika […]

---

Das stimmt so nicht.

Die industrielle Entwicklung der VSA war maßgeblich von Schutzzöllen (siehe Alexander Hamiltons Politik) und Staatsdirigismus (das durch Benjamin Franklin zuerst in staatlichen Waffenfabriken eingeführte, sogenannte "american system of manufacturing"* das auf Standardisierung und Mechanisierung setzte) begleitet.

Und selbst der "Liberalisierung und Privatisierer" Reagan hat ein massives staatliches Förderprogram in die Wege geleitet dem die VSA heute ihre Vorreiterrolle in der Digitalwirtschaft verdanken:https://www.delanceyplace.com/view-archives.php?p=3011

Und auch England war nicht grundsätzlich freihändlerisch (Abwerbung flämischer Weber und Exportzölle für englische Wolle zur Förderung der eigenen Tuchproduktion im 16. Jahrhundert, "Navigation Act" unter Cromwell, "Unequal treaties" mit den (Quasi-)Kolonien).

Diese Doppelmoral wurde schon von Friedrich List erkannt: https://geopolitik.de/2021/02/05/englands-staatsmaximen/

*Mit diesem wurde auch der Grundstein für das große rüstungswirtschaftliche Potential der VSA im zweiten Weltkrieg gesetzt.

Gero
23.08.2024, 19:36
Zölle sind letztlich auch eine Möglichkeit, dass ein Land oder ein Wirtschaftsraum sich vor der Flutung mit Produkten aus Ländern mit Niedrigstlöhnen schützt.

Einige dieser Extemen waren vor längerer Zeit mal die VHS-Cassetten, für die Anfang der Neunziger spezielle EU-Schutzzölle eingeführt wurden, weil diese Cassetten besonders in Südkorea zu Löhnen hergestellt wurden, die in Europa bereits undenkbar geworden waren.

Weiter ging und geht es bis heute noch bei vielen Erzeugnissen, beispielsweise sehr repräsentativ bei Bekleidung.
Die Dramen aus Bangladesh (wo eine Näherin im ganzen Monat nur den Gegenwert von vielleicht 30 Euro verdient) und anderen Extrem-Niedriglohnländern sind sicher noch in allgemeiner Erinnerung, und dann in der weiteren Stufe erleben wir es gerade aktuell mit den extrem preiswerten Solarmodulen und E-Autos aus China.
Und Kostendruck auf die Ausgangsstoffe für Medikamente und die daraus resultierende Verlagerung nach China und Indien ist uns allen doch auch noch geläufig.

Meine persönliche Meinung: Ohne ein gewisses Maß an Schutzzöllen geht es heutzutage im weltweiten Handel gar nicht mehr, wenn Hochlohnländer in direktem Wettbewerb mit Niedrigstlohnländern stehen und dadurch nicht erhebliche Einbußen hinnehmen wollen.

Wir, also der gesamte Westen, hat sich mit seinen ganzen sozialen Wohltaten aus jedem direkten Kostenvergleich mit den Niedriglohnregionen der Welt (vor allem Ost- und Südostasien) hinaus katapultiert.

Hinzu kommen auch noch zwei weitere Faktoren, die den Kostendruck auf europäische Waren weiter ansteigen ließen:

1. Seit den Achtzigern und nach dem Zusammenbruch der Wirtschaften in zuvor abgeschotteten kommunistischen Ländern (vor allem in China mit seinen eineinhalb Milliarden Menschen, die zuvor wirtschaftlich gar nicht wahrgenommen wurden) kamen plötzlich viele Millionen neuer Arbeitnehmer neu in den Wettbewerb, die logischerweise indirekt als Hebel für den Preisdruck mitwirken;

2. Bei immer weiter zunehmender Rationalisierung und Automatisierung und gleichzeitiger Zuname der Weltbevölkerung, einhergehend mit sich den Sättigungsgrenzen nähernden Produktkategorien, bleibt eine zunehmende Verknappung von Arbeitsplätzen gar nicht aus.

Mein persönliches Fazit:

Bei Fortschreibung der derzeitigen Marktparameter und politisch-soziologischen Bedingungen werden Schutzzölle eine zunehmende Bedeutung und Rechtfertigung erfahren, wenn ganze Regionen wie beispielsweise Europa nicht auf das wesentlich niedrigere, kostengünstigere Lebenskosten-Niveau der riesigen Niedriglohnregionen absinken wollen.

Trotz der Regularien der WTO hat sich die völlige Handesfreizügigkeit mit nur minimalen Zöllen als vergifteter Pfeil erwiesen. China führt uns gerade drastisch vor Augen, wie man den ursprünglich angedachten freien Handel mit versteckten staatlichen Maßnahmen unterlaufen und aushebelb kann.

Noch einfacher formuliert: Niedriglöhne von etwa zwei Dritteln der Erdbevölkerung stehen in direktem Konkurrenzkampf gegen die hohen Lebensstandardkosten einer kleinen Hochlohn-Minderheit in Europa und Amerika.

Friedrich List bezeichnete die anfangs höheren Preise und niedriger Qualität der Produkte nach Einführung von Schutzzöllen auf die Importe eines überlegenen Wettbewerbers als "Lernkosten", die es in kauf zu nehmen wäre um den Rückstand aufzuholen.

Billiglohnkonkurrenz stellt aber eine andere Ausgangslage dar.
Einfach nur wieder Zölle einzuführen kann helfen, stellt aber keinen Idealzustand dar.
Andere Möglichkeiten wären die Senkung der allgemeinen Lebenshaltungskosten (und damit proportional der Löhne), eine höhere Kapitalintensität (und damit einen geringen Anteil der Lohnkosten), und eine Senkung der Löhne im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten (was durchaus möglich wäre wenn man sich so manches Konsumverhalten (Malle-Urlaub) der "niederen Schichten" so anschaut).

Klopperhorst
25.08.2024, 11:31
Das stimmt so nicht.

Die industrielle Entwicklung der VSA war maßgeblich von Schutzzöllen (siehe Alexander Hamiltons Politik) und Staatsdirigismus (das durch Benjamin Franklin zuerst in staatlichen Waffenfabriken eingeführte, sogenannte "american system of manufacturing"* das auf Standardisierung und Mechanisierung setzte) begleitet.

Und selbst der "Liberalisierung und Privatisierer" Reagan hat ein massives staatliches Förderprogram in die Wege geleitet dem die VSA heute ihre Vorreiterrolle in der Digitalwirtschaft verdanken:https://www.delanceyplace.com/view-archives.php?p=3011

Und auch England war nicht grundsätzlich freihändlerisch (Abwerbung flämischer Weber und Exportzölle für englische Wolle zur Förderung der eigenen Tuchproduktion im 16. Jahrhundert, "Navigation Act" unter Cromwell, "Unequal treaties" mit den (Quasi-)Kolonien).

Diese Doppelmoral wurde schon von Friedrich List erkannt: https://geopolitik.de/2021/02/05/englands-staatsmaximen/

*Mit diesem wurde auch der Grundstein für das große rüstungswirtschaftliche Potential der VSA im zweiten Weltkrieg gesetzt.

Ich meinte auch eher Britannien, statt Amerika, aber bis zur Unabhängigkeit war Nordamerika ja Teil des britischen Weltreichs.
Natürlich hatte Britannien ein Interesse am Freihandel, denn es waren ja die englischen Kompanien (brit. Ostindiengesellschaft), die die dicken Geschäfte in den Kolonien machten.
Souveräne Kolonien, die Handelsschranken erheben, wären den Briten ein Graus gewesen.

Insofern war es auch nicht verwunderlich, daß die USA nach ihrer Unabhängigkeit ihre eigene Wirtschaft vor den britischen Billigimporten schützten.

---

Neu
25.08.2024, 12:14
Was will man zuallerst und in der Hauptsache? Wissenschaftlich-technischen Fortschritt? Steigerung des Bruttosozialproduktes? Eine Vielfalt an Gütern und Leistungen? International als Wirtschaftsmacht mitreden können? Die Würde der Arbeit schützen? Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten? Ökonomische Unabhängigkeit?

Zölle und sonstige Handelsregularien sind selten eine Prinzipienfrage, sondern meist eine des richtigen oder falschen Werkzeuges, ein gegebenes Ziel zu erreichen.

Es ist also zuerst eben dieses Ziel zu bestimmen!

Und das ist keine wirtschaftswissenschaftliche, auch keine wirtschaftsphilosophische Frage, sondern eine metapolitische.
Musst dir das Grundgesetz in der heutigen Fassung durchlesen:

https://www.juris.de/jportal/portal/page/homerl.psml/screen/FcJWPDFScreen?doc.id=BJNR000010949

Diese 69 Seiten, besser die hunderten Seiten der Fussnoten geben tausende Ziele vor, die zu den heutigen Zuständen in Deutschland geführt haben. Deine angeführten Willenserklärungen sind ein Wunschtraum.

Neu
25.08.2024, 12:55
Zölle sind letztlich auch eine Möglichkeit, dass ein Land oder ein Wirtschaftsraum sich vor der Flutung mit Produkten aus Ländern mit Niedrigstlöhnen schützt.

Einige dieser Extemen waren vor längerer Zeit mal die VHS-Cassetten, für die Anfang der Neunziger spezielle EU-Schutzzölle eingeführt wurden, weil diese Cassetten besonders in Südkorea zu Löhnen hergestellt wurden, die in Europa bereits undenkbar geworden waren.

Weiter ging und geht es bis heute noch bei vielen Erzeugnissen, beispielsweise sehr repräsentativ bei Bekleidung.
Die Dramen aus Bangladesh (wo eine Näherin im ganzen Monat nur den Gegenwert von vielleicht 30 Euro verdient) und anderen Extrem-Niedriglohnländern sind sicher noch in allgemeiner Erinnerung, und dann in der weiteren Stufe erleben wir es gerade aktuell mit den extrem preiswerten Solarmodulen und E-Autos aus China.
Und Kostendruck auf die Ausgangsstoffe für Medikamente und die daraus resultierende Verlagerung nach China und Indien ist uns allen doch auch noch geläufig.

Meine persönliche Meinung: Ohne ein gewisses Maß an Schutzzöllen geht es heutzutage im weltweiten Handel gar nicht mehr, wenn Hochlohnländer in direktem Wettbewerb mit Niedrigstlohnländern stehen und dadurch nicht erhebliche Einbußen hinnehmen wollen.

Wir, also der gesamte Westen, hat sich mit seinen ganzen sozialen Wohltaten aus jedem direkten Kostenvergleich mit den Niedriglohnregionen der Welt (vor allem Ost- und Südostasien) hinaus katapultiert.

Hinzu kommen auch noch zwei weitere Faktoren, die den Kostendruck auf europäische Waren weiter ansteigen ließen:

1. Seit den Achtzigern und nach dem Zusammenbruch der Wirtschaften in zuvor abgeschotteten kommunistischen Ländern (vor allem in China mit seinen eineinhalb Milliarden Menschen, die zuvor wirtschaftlich gar nicht wahrgenommen wurden) kamen plötzlich viele Millionen neuer Arbeitnehmer neu in den Wettbewerb, die logischerweise indirekt als Hebel für den Preisdruck mitwirken;

2. Bei immer weiter zunehmender Rationalisierung und Automatisierung und gleichzeitiger Zuname der Weltbevölkerung, einhergehend mit sich den Sättigungsgrenzen nähernden Produktkategorien, bleibt eine zunehmende Verknappung von Arbeitsplätzen gar nicht aus.

Mein persönliches Fazit:

Bei Fortschreibung der derzeitigen Marktparameter und politisch-soziologischen Bedingungen werden Schutzzölle eine zunehmende Bedeutung und Rechtfertigung erfahren, wenn ganze Regionen wie beispielsweise Europa nicht auf das wesentlich niedrigere, kostengünstigere Lebenskosten-Niveau der riesigen Niedriglohnregionen absinken wollen.

Trotz der Regularien der WTO hat sich die völlige Handesfreizügigkeit mit nur minimalen Zöllen als vergifteter Pfeil erwiesen. China führt uns gerade drastisch vor Augen, wie man den ursprünglich angedachten freien Handel mit versteckten staatlichen Maßnahmen unterlaufen und aushebelb kann.

Noch einfacher formuliert: Niedriglöhne von etwa zwei Dritteln der Erdbevölkerung stehen in direktem Konkurrenzkampf gegen die hohen Lebensstandardkosten einer kleinen Hochlohn-Minderheit in Europa und Amerika.
Hochlohn? Die Produktionskosten bestimmen die Konkurrenzfähigkeit eines Produktes, und die werden von der Regierung massgeblich beeinflusst:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Staatsquote

China mit einer Staatsquote von 33,4% oder die Schweiz mit 31,5% des BIP können naturgemäss viel kostengünstiger produzieren als Deutschland mit 49,5% oder Griechenland mit 52,5%. Eine niedrige Staatsquote allein ists natürlich nicht; es kommt auch darauf an, was der Staat mit den einbehaltenen Steuern und Abgaben macht, und welche bürokratischen Kosten ein überbordender Staat verursacht. China hat etwa im Jahr 1990 viele staatliche Posten einfach gestrichen und die freiwerdenden Kräfte in die Wirtschaft entlassen - mit einem gewaltigen Produktionsstandortvorteil. Ausserdem hat China seinen eigenen Handelsraum gegründet:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/china-schmiedet-weltgroesste-freihandelszone-a-4c58ac56-1342-4947-828b-8e74d7b51566

Der Handelsraum des Westens sei nicht die Lösung, sondern das Problem, meinten sie etwa im Jahre 2000. Heuer handeln sie sowohl mit dem Westen und allen anderen Staaten als auch in ihrem Handelsraum und lassen sich durch keine Embargobestimmungen ... des Westens drangsalieren.

Die fehlende Produktion in Deutschland ist ja nicht "weg", sie findet eben woanders statt, und Rationalisierungen schafft keine Arbeitsplätze ab, sondern verlagert sie.
Welche Zölle haben dann bei uns einen Boom ausgelöst? Die auf E-Autos jedenfalls nicht:

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/eu-sanktionen-china-e-autos-zoll-100.html

Wenn man Produkte zu teuer oder unwirtschaftlich macht, werden sie eben nicht mehr gekauft.

DonauDude
26.08.2024, 09:47
Die EU entstand durch den Wunsch, innerhalb der EU - Länder zollfrei und einfach handeln zu können. Mit einer einheitlichen Währung, gleichen Steuern und Abgaben, in etwa gleichen Löhnen, gleiche Vorschriften, gleiche Bürokratie, gleiche Verschuldung .... Dabei wurde aber nicht auf ein Minimum an Kosten und ein Maximieren der Staatssysteme geachtet, sondern immer feste draufgesattelt. Ziele wie eine verträgliche Staatsquote (etwa 33% wurde mal als Optimum definiert) gab es nicht mehr, die Verwaltungsgebäude wuchsen und wuchsen und die da beschäftigten mussten ja bezahlt werden. Heuer liegt die deutsche Staatsquote bei weit über 50%, das bedeutet, jeder €, der verdient wird, ist erstmal nur etwa 44 Cent wert; und dazu müssen noch Sozialabgaben wie Krankenkasse, Rentenbeiträge ... bezahlt werden. Das reicht naturgemäss nicht mehr für einen Arbeiter, eine Familie zu ernähren; Frau muss mitverdienen mit bekannten Nachteilen.

Die Nicht - EU - Länder haben die Zwänge der Einhaltung der EU - Normen nicht; sie können ihre Staatsquote weit unter 50% drücken und haben somit einen Standortvorteil. In Bangladesh hat man Produktionszentren geschaffen, die so kostengünstig wie möglich sind. Das Zollabkommen für Textilien aus Bangladesh mit Deutschland läuft 2026 aus:
https://www.bmz.de/de/laender/bangladesch/wirtschaftliche-situation-10694
Das bedeutet: Es gibt zukünftig Zoll auf Textilien aus Bangladesh, und zwar kräftig. Diese Textilien werden wesentlich teurer werden. Das bedeutet aber nicht, dass in Deutschland wieder eine Textilfabrik entstehen wird. Es handelt sich demnach um eine Verteuerung, die einer Steuer entspricht.

Kompromiss: EFTA (gibt es noch) statt EU. D aus EU raus und in EFTA rein. EFTA ist Teil des EWR und hat Verträge mit der EU.

-jmw-
26.08.2024, 10:37
Und warum sollte man das wollen? Das ist doch die eigentlich politische Frage!


Was genau ist denn der Mittelstand?

Ursprünglich waren es mal Handwerkbetriebe mit einem Meister, zwei Gesellen und einem Lehrling.
Später kleine Firmen mit Mitarbeiterzahlen im zweistelligen, dann dreistelligen und schließlich heute vierstelligen oder gar niedrigen fünfstelligen Bereich.

Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt wird Mitte des Jahrtausends ein interplanteares Asteroidenbergbauunternehmen mit Millionenbelegschaft zum "Mittelstand" gezählt werden.

Bei Lösung des Energie/Effizienz-Problems wird die traditionelle Landwirtschaft langfristig durch platzsparendere, industrielle Hydrokultur (für Obst und Gemüse) oder direkte bakterielle Synthesebetriebe (für Mehl und Molkereiprodukte) abgelöst werden.

Das freiwerdende Land kann dann wahlweise entweder als Bauland oder Stadtpark genutzt oder wieder in echtes Wildgebiet (Wald, Sumpf, Moor, Hecke) verwandelt werden.

-jmw-
26.08.2024, 10:38
Musst dir das Grundgesetz in der heutigen Fassung durchlesen:

https://www.juris.de/jportal/portal/page/homerl.psml/screen/FcJWPDFScreen?doc.id=BJNR000010949

Diese 69 Seiten, besser die hunderten Seiten der Fussnoten geben tausende Ziele vor, die zu den heutigen Zuständen in Deutschland geführt haben. Deine angeführten Willenserklärungen sind ein Wunschtraum.
Inwiefern ist das GG für die hier behandelten Fragen relevant?

Gero
26.08.2024, 10:39
Und warum sollte man das wollen? Das ist doch die eigentlich politische Frage!

Weil es effizienter ist und einen mächtiger macht.

-jmw-
26.08.2024, 10:40
Kompromiss: EFTA (gibt es noch) statt EU. D aus EU raus und in EFTA rein. EFTA ist Teil des EWR und hat Verträge mit der EU.
Ein Europa, in dem es eine Zukunft des Deutschen Reiches (sieh Name & Titel des Forums!) gibt, kennt keine EU oder EFTA mehr. Dazu wären die politischen Veränderungen, die vorher stattfinden müssten, zu grundstürzend.

-jmw-
26.08.2024, 10:40
Weil es effizienter ist und einen mächtiger macht.
Und darauf antworte ich mit genau derselben Frage, auf die es eine Antwort sein sollte! :)

Gero
26.08.2024, 11:14
Und darauf antworte ich mit genau derselben Frage, auf die es eine Antwort sein sollte! :)

Für solch zersetzendes Dauerhinterfragen wurde Sokrates hingerichtet.
Konsequent zu Ende gedacht führt das nur dazu dass man sich umbringt weil man sich fragt warum man sich das ganze überhaupt antun soll.
Eine endgültige Antwort kann es so wie so nicht geben (infiniter Regress).

Auf diesen konkreten Sachverhalt bezogen wäre meine Antwort aber die Steigerung der Möglichkeiten zur Beherrschung des Weltgeschehens.
Größeres Volk -> höhere Arbeitsteilung -> komplexere Wirtschaft -> neue Möglichkeiten.

Gero
26.08.2024, 11:26
Ich meinte auch eher Britannien, statt Amerika, aber bis zur Unabhängigkeit war Nordamerika ja Teil des britischen Weltreichs.
Natürlich hatte Britannien ein Interesse am Freihandel, denn es waren ja die englischen Kompanien (brit. Ostindiengesellschaft), die die dicken Geschäfte in den Kolonien machten.
Souveräne Kolonien, die Handelsschranken erheben, wären den Briten ein Graus gewesen.

Insofern war es auch nicht verwunderlich, daß die USA nach ihrer Unabhängigkeit ihre eigene Wirtschaft vor den britischen Billigimporten schützten.

---

Ja, aber ungleiche Handelslverträge sind wohl kaum "Freihandel" (ebensowenig der "Navigation Act).
Sie sind quasi das aggressivere Gegenstück zu Schutzzöllen.
Beides zielt darauf ab der eigenen Industrie einen Vorteil zu verschaffen.

DonauDude
26.08.2024, 11:51
Ein Europa, in dem es eine Zukunft des Deutschen Reiches (sieh Name & Titel des Forums!) gibt, kennt keine EU oder EFTA mehr. Dazu wären die politischen Veränderungen, die vorher stattfinden müssten, zu grundstürzend.

Ein neues Deutsches Reich kann entstehen, wenn es eine Willensnation ist. Dazu muss es aber ausreichend lokale Autonomie geben, sonst wird es nichts mit der Willensnation.

-jmw-
26.08.2024, 14:06
Nicht einfach Deine Position zu übernehmen sollte also mit dem Tode bestraft werden? ;)

Aber Spass beseite: Der Punkt war, herauszustellen, dass man sich eben erstmal eine Weile durchfragen muss, um zu dem Punkt zu kommen, von dem aus man dann wieder in die andere Richtung denkt; und dass dieser Punkt gar nicht selbstverständlich ist, sondern es auch andere Ausgangspunkte geben kann, von denen in andere Richtungen gedacht wird; und dass bei einem Forum wie diesem hier nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Ausgangspunkte oder Richtungen identisch sind oder auch nur teilidentisch.


Für solch zersetzendes Dauerhinterfragen wurde Sokrates hingerichtet.
Konsequent zu Ende gedacht führt das nur dazu dass man sich umbringt weil man sich fragt warum man sich das ganze überhaupt antun soll.
Eine endgültige Antwort kann es so wie so nicht geben (infiniter Regress).

Auf diesen konkreten Sachverhalt bezogen wäre meine Antwort aber die Steigerung der Möglichkeiten zur Beherrschung des Weltgeschehens.
Größeres Volk -> höhere Arbeitsteilung -> komplexere Wirtschaft -> neue Möglichkeiten.

-jmw-
26.08.2024, 14:07
Ein neues Deutsches Reich kann entstehen, wenn es eine Willensnation ist. Dazu muss es aber ausreichend lokale Autonomie geben, sonst wird es nichts mit der Willensnation.
Warum sollen die, die erfolgreich ein DR (oder sonst eine Veränderung) erfolgreich(!) wollen, notwendig "lokale Autonomie" (was auch immer das konkret sei) wollen müssen?

Anders gefragt: Woher kommt das "dazu"?

Gero
26.08.2024, 14:43
Nicht einfach Deine Position zu übernehmen sollte also mit dem Tode bestraft werden? ;)

Aber Spass beseite: Der Punkt war, herauszustellen, dass man sich eben erstmal eine Weile durchfragen muss, um zu dem Punkt zu kommen, von dem aus man dann wieder in die andere Richtung denkt; und dass dieser Punkt gar nicht selbstverständlich ist, sondern es auch andere Ausgangspunkte geben kann, von denen in andere Richtungen gedacht wird; und dass bei einem Forum wie diesem hier nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Ausgangspunkte oder Richtungen identisch sind oder auch nur teilidentisch.

Es geht nicht darum meine Position zu übernehmen oder nicht, sondern darum dass bloßes Hinterfragen (Warum?), ohne selbst irgendetwas konkretes einzuführen, zu nichts führt und an jeder Stelle immer weiter getrieben werden kann.

DonauDude
26.08.2024, 15:08
Warum sollen die, die erfolgreich ein DR (oder sonst eine Veränderung) erfolgreich(!) wollen, notwendig "lokale Autonomie" (was auch immer das konkret sei) wollen müssen?

Anders gefragt: Woher kommt das "dazu"?

Auf dem Gebiet des DR leben etliche Völker, die nicht Deutsch als Muttersprache sprechen. War ja schon beim ersten Reich so, das weder heilig noch römisch noch ein Reich war. Weil diese etlichen Völker sich weder als Deutsche betrachten noch Deutsch nativ sprechen, müssen (nicht nur) die lokale Autonomie haben, sonst fliegt das alles gleich wieder auseinander bzw. entsteht gar nicht erst.

Oder anders gesagt, es wird keine Beitritte geben, wenn es nicht attraktiv ist beizutreten. Schweiz ist attraktiv, aber nimmt keine neuen Mitglieder mehr. Was ist einfacher, als eben das Schweizer Modell (Kantons- und Gemeindeautonomie) zu kopieren? Statt derzeit 16 Bundesländer würde die BRD dann 200-250 Kantone haben, ist alles machbar.

Neu
26.08.2024, 17:14
Kompromiss: EFTA (gibt es noch) statt EU. D aus EU raus und in EFTA rein. EFTA ist Teil des EWR und hat Verträge mit der EU.
Wie man im einzelnen das gestalten sollte - erstmal die Zielsetzungen dazu definieren, und die sind unklar. Für mich wäre die neue EU - oder EFTA, egal - erstmal ein Gebiet mit Konkurrenzdenken; wenig und effektive Verwaltung muss sich auszahlen; und in der Bedienungsanleitung zur Montage eines Kühlschrankes dürfte niemals stehen:

Achtung. Dieser Schrank ist nicht zum Verzehr geeignet!

Eine EU unter der Verwaltung der Schweiz käme dem gewaltig näher. Die hatten das, bis die EU Einfluss genommen hat.

Neu
26.08.2024, 17:20
Inwiefern ist das GG für die hier behandelten Fragen relevant?
Ich schätze, dass z.B. der Umweltschutz - als im Grundgesetz verankert - keine grossen Spielräume bezüglich günstiger Energiepreise und damit kostengünstige Produktion zulassen, die ohne Schutzzölle auskommen können.

Neu
26.08.2024, 17:31
Auf dem Gebiet des DR leben etliche Völker, die nicht Deutsch als Muttersprache sprechen. War ja schon beim ersten Reich so, das weder heilig noch römisch noch ein Reich war. Weil diese etlichen Völker sich weder als Deutsche betrachten noch Deutsch nativ sprechen, müssen (nicht nur) die lokale Autonomie haben, sonst fliegt das alles gleich wieder auseinander bzw. entsteht gar nicht erst.

Oder anders gesagt, es wird keine Beitritte geben, wenn es nicht attraktiv ist beizutreten. Schweiz ist attraktiv, aber nimmt keine neuen Mitglieder mehr. Was ist einfacher, als eben das Schweizer Modell (Kantons- und Gemeindeautonomie) zu kopieren? Statt derzeit 16 Bundesländer würde die BRD dann 200-250 Kantone haben, ist alles machbar.
:gp: :gp:
Ein attraktives Europa oder Deutschland würde ein Magnet für gutausgebildete werden. In die Schweiz ziehts viele - wegen der Attraktivität.

-jmw-
27.08.2024, 17:15
Es geht nicht darum meine Position zu übernehmen oder nicht, sondern darum dass bloßes Hinterfragen (Warum?), ohne selbst irgendetwas konkretes einzuführen, zu nichts führt und an jeder Stelle immer weiter getrieben werden kann.
Das Forum hier ist ungefähr zwei Minuten alt und Du willst im Grunde schon in die Detailplanungen einsteigen, kann das angehen? :)

-jmw-
27.08.2024, 17:18
Auf dem Gebiet des DR leben etliche Völker, die nicht Deutsch als Muttersprache sprechen. War ja schon beim ersten Reich so, das weder heilig noch römisch noch ein Reich war. Weil diese etlichen Völker sich weder als Deutsche betrachten noch Deutsch nativ sprechen, müssen (nicht nur) die lokale Autonomie haben, sonst fliegt das alles gleich wieder auseinander bzw. entsteht gar nicht erst.

Oder anders gesagt, es wird keine Beitritte geben, wenn es nicht attraktiv ist beizutreten. Schweiz ist attraktiv, aber nimmt keine neuen Mitglieder mehr. Was ist einfacher, als eben das Schweizer Modell (Kantons- und Gemeindeautonomie) zu kopieren? Statt derzeit 16 Bundesländer würde die BRD dann 200-250 Kantone haben, ist alles machbar.
Warum sollten wir "neue Mitglieder" wollen? Welche nicht-deutschsprachigen Regionen sollen denn eintreten wollen/müssen?

Und wo wir grad bei der Beitrittsfrage sind: Warum sollten denn eigentlich deutschsprachige Regionen dem beitreten wollen, was aus einer Sinn und Zweck dieses Forums entsprechenden politischen Umgestaltung der Bundesrepublik entstünde?

Welcher geistig gesunde Österreicher bspw. gäbe denn sein Land, seinen Staat auf, nur weil man hier mal wieder "Reich" heisst?

-jmw-
27.08.2024, 17:21
Ich schätze, dass z.B. der Umweltschutz - als im Grundgesetz verankert - keine grossen Spielräume bezüglich günstiger Energiepreise und damit kostengünstige Produktion zulassen, die ohne Schutzzölle auskommen können.
Pardon, das Forum hier heisst nicht ohne Grund "Zukunft des Deutschen Reiches". Mit dem Grundgesetz müssen wir also nicht rechnen, das gäbe es dann nicht mehr.

Senator_74
27.08.2024, 18:40
Warum sollten wir "neue Mitglieder" wollen? Welche nicht-deutschsprachigen Regionen sollen denn eintreten wollen/müssen?

Und wo wir grad bei der Beitrittsfrage sind: Warum sollten denn eigentlich deutschsprachige Regionen dem beitreten wollen, was aus einer Sinn und Zweck dieses Forums entsprechenden politischen Umgestaltung der Bundesrepublik entstünde?

Welcher geistig gesunde Österreicher bspw. gäbe denn sein Land, seinen Staat auf, nur weil man hier mal wieder "Reich" heisst?

Ich jedenfalls nicht.

DonauDude
27.08.2024, 21:17
Warum sollten wir "neue Mitglieder" wollen? Welche nicht-deutschsprachigen Regionen sollen denn eintreten wollen/müssen?

Und wo wir grad bei der Beitrittsfrage sind: Warum sollten denn eigentlich deutschsprachige Regionen dem beitreten wollen, was aus einer Sinn und Zweck dieses Forums entsprechenden politischen Umgestaltung der Bundesrepublik entstünde?

Welcher geistig gesunde Österreicher bspw. gäbe denn sein Land, seinen Staat auf, nur weil man hier mal wieder "Reich" heisst?

Das sollte erstmal gründlich durchdacht werden, was denn eigentlich das Ziel ist.

Gibt es unterschiedliche Ziele oder gibt es da Konsens?

Gero
29.08.2024, 09:17
Das Forum hier ist ungefähr zwei Minuten alt und Du willst im Grunde schon in die Detailplanungen einsteigen, kann das angehen? :)

Detailplanung würde ich das noch lange nicht nennen.

-jmw-
29.08.2024, 09:59
Das sollte erstmal gründlich durchdacht werden, was denn eigentlich das Ziel ist.

Gibt es unterschiedliche Ziele oder gibt es da Konsens?
Das Wort von einer Zukunft des Deutschen Reiches ist für mich nur als Wunsch der Abwicklung der Bundesrepublik als "Wachkoma" der Hitlerzeit lesbar; der Inhalt des Danach jenseits der Erhaltung und Entfaltung der Deutschen als Volk hingegen weitgehend unbestimmt.

-jmw-
29.08.2024, 10:01
Detailplanung würde ich das noch lange nicht nennen.
Ich hoffe, dass Du einen Ordner mit entsprechenden pfds nicht schon auf dem Rechner hast! :lach:

Neu
29.08.2024, 18:18
Pardon, das Forum hier heisst nicht ohne Grund "Zukunft des Deutschen Reiches". Mit dem Grundgesetz müssen wir also nicht rechnen, das gäbe es dann nicht mehr.
Diese Bundesrepublik hat in der Tat keine Zukunft mehr, und das Deutsche Reich existiert ja noch - so ein Gerichtsurteil eines BRD - Gerichtes. Da müsste ein Friedensvertrag mit den Alliierten her, und mit Russland könnte man sich einigen. Die haben die DDR freiwillig zurückgegeben.
Wenn man sich in Punkto Staatsverwaltung und Wirtschaft an das Schweizer System anlehnen würde, gäbe es bezüglich der Schweiz keinen Grund, Schutzzölle einzuführen. Im Gegenteil; hier könnte sich ein florierender Handel entwickeln; die Schweiz könnte über deutsche Häfen ihren Welthandel besser ausbauen, eine Win - Win - Situation. China und Russland wären ebenso begehrte Partner im Welthandel, zumal viele Steuersätze grundsätzlich passen würden. Bliebe der "Rest" der EU mit ihrer Hochsteuerpolitik; die würden an allen Ecken und Enden Schutzzölle aufbauen.
Letztendlich würde sich dieses Gebilde auch ganz andere Märkte suchen, wo man ganz ohne Repressalien arbeiten kann.

Klopperhorst
30.08.2024, 12:01
Diese Bundesrepublik hat in der Tat keine Zukunft mehr, und das Deutsche Reich existiert ja noch - so ein Gerichtsurteil eines BRD - Gerichtes. Da müsste ein Friedensvertrag mit den Alliierten her, und mit Russland könnte man sich einigen. Die haben die DDR freiwillig zurückgegeben.
Wenn man sich in Punkto Staatsverwaltung und Wirtschaft an das Schweizer System anlehnen würde, gäbe es bezüglich der Schweiz keinen Grund, Schutzzölle einzuführen. Im Gegenteil; hier könnte sich ein florierender Handel entwickeln; die Schweiz könnte über deutsche Häfen ihren Welthandel besser ausbauen, eine Win - Win - Situation. China und Russland wären ebenso begehrte Partner im Welthandel, zumal viele Steuersätze grundsätzlich passen würden. Bliebe der "Rest" der EU mit ihrer Hochsteuerpolitik; die würden an allen Ecken und Enden Schutzzölle aufbauen.
Letztendlich würde sich dieses Gebilde auch ganz andere Märkte suchen, wo man ganz ohne Repressalien arbeiten kann.

Keine üble Idee, die Schweiz wieder einzugliedern durch Übernahme des Schweizer Kantonsmodells für Gesamtdeutschland.
Gero ist ja auch dafür, sogar die Niederlande wieder einzugliedern, den "Köder" für die Niederländer müsste man aber erst noch erfinden, sie hängen stark an ihrem Kolonial-Königshaus.

---

Gero
30.08.2024, 14:47
Keine üble Idee, die Schweiz wieder einzugliedern durch Übernahme des Schweizer Kantonsmodells für Gesamtdeutschland.

Der Begriff Kanton ist aber welschen Ursprungs.
Ich wäre für eine Gliederung: Reich->Länder->Schieren (vgl. Shire)->Gau->Gemeinde

Die Länder wären acht an der Zahl entsprechend der Dialektgebiete (Großschwaben (olivgrün), Großthüringen (Gelb), Großbayern (Türkis), Nieder- (Rosa), Mittel- (Rot), Oberfranken (Orange), West- (Weiß) und Ostsachen (Lila).

https://wolfgang-naeser-marburg.lima-city.de/htm/dialekte1900.jpg

Siehe auch: https://das-reich.politikforen.net/showthread.php?6-Die-deutschen-St%C3%A4mme&p=11&viewfull=1#post11

Schieren wären größere Regionen darunter (West- und Ostfalen, West- und Ostfriesland, Flandern, Altthüringen (heutiges Bundesland), Brabant, Tirol, Nieder- und Oberschlesien, Pommern, Mecklenburg, (Ost-)Preußen, Schweiz, Hessen etc.)

Gaue würden ungefähr den heutigen Landkreisen oder Schweizer Kantonen entsprechen.


Gero ist ja auch dafür, sogar die Niederlande wieder einzugliedern, den "Köder" für die Niederländer müsste man aber erst noch erfinden, sie hängen stark an ihrem Kolonial-Königshaus.

---

Man könnte ihnen Flandern und den Niederrhein anbieten.
Groß-Niederlande aber als Autonome Region im Reich, mit einheitlicher Währung, Außenpolitik und Verteidigung aber innerer Selbstverwaltung.
Hochdeutsch ersetzt den Status den jetzt das Englische dort hat.

mabac
31.08.2024, 11:31
Der Nachteil besteht in einer Zollspirale, daß andere Nationen ebenso Straf-Zölle erheben und der positive Effekt einer Stärkung der eigenen Produktion zwecks Export durch Schutz-Zölle wieder vernichtet wird.



Und genau darin, in der Zollspirale liegt das Problem. Darüber hinaus wird uneffektive Produktion gefördert.

Ich hatte einmal eine interessante Diskussion mit einer Führungskraft von Solon (längst Pleite).
Der meinte, Deutschland und die EU bräuchten keine Schutz(Straf)zölle, weil ja die Forschung und die Produktion den Chinesen weit überlegen wäre. Ich meinte lakonisch, dass eine Solaranlage auf dem technischen Niveau eines Kühlschrankes wäre und Siemens mittlerweile keine Kühlschränke mehr in Berlin produziere.
Dann kamen die Strafzölle und Solon, Solarworld und wie Traumfabriken alle hiessen, waren trotz Subventionen pleite.
Ich bin gespannt, wie lange die USA Tesla mit Strafzöllen schützen können.

Gero
03.09.2024, 17:05
Und genau darin, in der Zollspirale liegt das Problem. Darüber hinaus wird uneffektive Produktion gefördert. […]

Für einen Neuaufsteiger können anfängliche Schutzzölle durchaus sinnvoll sein, nur stellt die Konkurrenz durch "Billiglohn"-Länder die umgekehrte Situation dar.

Aber um die Zollspirale zu vermeiden gibt es auch andere, indirekte Wege wie man seiner Industrie einen Vorteil verschaffen kann.
Insbesondere die ostasiatischen Länder (erst Japan, später Südkorea, China und Taiwan) haben sich dieser bedient und wurden dabei wohl auch stark von Friedrich List beeinflusst.

Hier eine Zusammenfassung am Beispiel Japan: https://www.paecon.net/PAEReview/issue23/Locke23.htm

Klopperhorst
04.09.2024, 09:41
...

Man könnte ihnen Flandern und den Niederrhein anbieten.
Groß-Niederlande aber als Autonome Region im Reich, mit einheitlicher Währung, Außenpolitik und Verteidigung aber innerer Selbstverwaltung.
Hochdeutsch ersetzt den Status den jetzt das Englische dort hat.

Mir geht es eher darum, wie das niederländische Selbstverständnis, auch mit dem Königshaus, überhaupt dazu geeignet wäre, sich in eine deutsche Verwaltungshoheit einzugliedern, mit allem, was dazu gehört.
Wenn man eine Union will, ist es ja kein Reichsteil, wie ich das richtig verstehe.

---

Gero
05.09.2024, 12:50
Mir geht es eher darum, wie das niederländische Selbstverständnis, auch mit dem Königshaus, überhaupt dazu geeignet wäre, sich in eine deutsche Verwaltungshoheit einzugliedern, mit allem, was dazu gehört.

Vielleicht sollte man wieder stärker betonen wo dieses Königshaus seinen Ursprung hat: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_I._(Oranien)

Selbst in der Nationalhymne heißt es ja:


Wilhelmus van Nassouwe ben ik, van Duitsen bloed


Wenn man eine Union will, ist es ja kein Reichsteil, wie ich das richtig verstehe.

---

Ich hatte eine Art "autonomes Gebiet" im Sinn.
Außenpolitisch und völkerrechtlich wäre es eine Einheit aber die interne Verwaltung wäre erstmal unabhängig.
Eine volle Eingliederung, die langfristig anzustreben wäre, halte ich nicht für sofort machbar.

Klopperhorst
08.09.2024, 08:32
...


Ich hatte eine Art "autonomes Gebiet" im Sinn.
Außenpolitisch und völkerrechtlich wäre es eine Einheit aber die interne Verwaltung wäre erstmal unabhängig.
Eine volle Eingliederung, die langfristig anzustreben wäre, halte ich nicht für sofort machbar.

Sie sollten dazu aber eine Volksabstimmung dort durchführen.
Ansonsten wäre es eine Einmischung von außen, was das Neue Reich natürlich ablehnt, da es sich nicht auf dem Niveau des amerikanischen, demokratischen Hegemon bewegt, welcher anderen Ländern Vorschriften machen möchte.

---

mabac
10.09.2024, 06:51
Für einen Neuaufsteiger können anfängliche Schutzzölle durchaus sinnvoll sein, nur stellt die Konkurrenz durch "Billiglohn"-Länder die umgekehrte Situation dar.

Aber um die Zollspirale zu vermeiden gibt es auch andere, indirekte Wege wie man seiner Industrie einen Vorteil verschaffen kann.
Insbesondere die ostasiatischen Länder (erst Japan, später Südkorea, China und Taiwan) haben sich dieser bedient und wurden dabei wohl auch stark von Friedrich List beeinflusst.

Hier eine Zusammenfassung am Beispiel Japan: https://www.paecon.net/PAEReview/issue23/Locke23.htm


Die deutschen Autohersteller hatten sich aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen Chinas gegen die Zölle ausgesprochen. Sie sind stark abhängig vom chinesischen Automarkt. Maximilian Butek von der Deutschen Auslandshandelskammer in China warnt vor einem Handelskrieg. Es herrsche jetzt eine gewisse Nervosität, welche Gegenmaßnahme die chinesische Seite ergreifen könnte.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-kritik-zoelle-e-autos-100.html

Und die Angst der deutschen Autohersteller wird momentan von internationalen Hedgefonds genutzt, um die Aktien deutscher Autohersteller massiv leer zu verkaufen. :)
Wie ich schon schrieb, der Nachteil bzw. in dem Fall die Gefahr, ist eine Zollspirale oder Vergeltungszölle.

Auch die Bauern bekommen kalte Füsse:

China hat Milch und Schweinefleisch im Fokus

Und nicht nur Autobauer sehen das mit gemischten Gefühlen. Die Entscheidung sollte auch Landwirte nicht kaltlassen. Der chinesische Markt ist insbesondere für Schweinefleisch und Milchprodukte wichtig. Laut der staatlichen chinesischen Zeitung Global Times sind diese Waren dann auch die ersten, die auf den Tisch kommen. Will heißen: Die Daumenschrauben werden hier angesetzt. Schon erwägt die chinesische Regierung Antisubventionsuntersuchungen für die Einfuhren beider Lebensmittel.
Insbesondere Schweinefleischexporteure sind besorgt. Zum einen wegen der schieren Größe des chinesischen Marktes. Zum anderen wegen der Spezialität: Chinesische Verbraucher essen auch Schnauzen, Ohren und Schwänze der Schweine. Teile, die in Europa eher keine Abnehmer finden.

https://www.agrarheute.com/markt/handelskonflikt-china-eu-agrar-exporten-621826

-jmw-
21.09.2024, 09:42
Ausgangspunkt war Deine Bemerkung in #14, man müsse sich das GG durchlesen. Wozu ich dann - sinngemäss - anmerkte, dass dies Forum hier von Sinn & Zweck her eigentlich nur GG-freies Denken erlaube.


Diese Bundesrepublik hat in der Tat keine Zukunft mehr, und das Deutsche Reich existiert ja noch - so ein Gerichtsurteil eines BRD - Gerichtes. Da müsste ein Friedensvertrag mit den Alliierten her, und mit Russland könnte man sich einigen. Die haben die DDR freiwillig zurückgegeben.
Wenn man sich in Punkto Staatsverwaltung und Wirtschaft an das Schweizer System anlehnen würde, gäbe es bezüglich der Schweiz keinen Grund, Schutzzölle einzuführen. Im Gegenteil; hier könnte sich ein florierender Handel entwickeln; die Schweiz könnte über deutsche Häfen ihren Welthandel besser ausbauen, eine Win - Win - Situation. China und Russland wären ebenso begehrte Partner im Welthandel, zumal viele Steuersätze grundsätzlich passen würden. Bliebe der "Rest" der EU mit ihrer Hochsteuerpolitik; die würden an allen Ecken und Enden Schutzzölle aufbauen.
Letztendlich würde sich dieses Gebilde auch ganz andere Märkte suchen, wo man ganz ohne Repressalien arbeiten kann.

-jmw-
21.09.2024, 09:42
Nebenbei bemerkt: Laut diesem Urteil ist die Bundesrepublik das Deutsche Reich (in seiner Völkerrechtssubjektivität)!


das Deutsche Reich existiert ja noch - so ein Gerichtsurteil eines BRD - Gerichtes

Diese Bundesrepublik hat in der Tat keine Zukunft mehr, und das Deutsche Reich existiert ja noch - so ein Gerichtsurteil eines BRD - Gerichtes. Da müsste ein Friedensvertrag mit den Alliierten her, und mit Russland könnte man sich einigen. Die haben die DDR freiwillig zurückgegeben.
Wenn man sich in Punkto Staatsverwaltung und Wirtschaft an das Schweizer System anlehnen würde, gäbe es bezüglich der Schweiz keinen Grund, Schutzzölle einzuführen. Im Gegenteil; hier könnte sich ein florierender Handel entwickeln; die Schweiz könnte über deutsche Häfen ihren Welthandel besser ausbauen, eine Win - Win - Situation. China und Russland wären ebenso begehrte Partner im Welthandel, zumal viele Steuersätze grundsätzlich passen würden. Bliebe der "Rest" der EU mit ihrer Hochsteuerpolitik; die würden an allen Ecken und Enden Schutzzölle aufbauen.
Letztendlich würde sich dieses Gebilde auch ganz andere Märkte suchen, wo man ganz ohne Repressalien arbeiten kann.

-jmw-
21.09.2024, 09:45
Keine üble Idee, die Schweiz wieder einzugliedern durch Übernahme des Schweizer Kantonsmodells für Gesamtdeutschland.
Gero ist ja auch dafür, sogar die Niederlande wieder einzugliedern, den "Köder" für die Niederländer müsste man aber erst noch erfinden, sie hängen stark an ihrem Kolonial-Königshaus.

---
Sowohl die Schweiz als auch die Niederlande haben ein jahrhundertealtes Nationalbewusstsein; selbst unter radikal veränderten Bedingungen in ihren Ländern, in Deutschland und in Europa sehe ich ein solches zusammengehen nicht. (Ausnahme: Ein Kalifat.)

Zumal eine Veränderung hin zu Bedingungen, wie sie diesem Forum hier entsprechenden, das stärken ähnlicher Strömungen in beiden Ländern mit sich brächte und den Unwillen also noch eher stärken würde.

-jmw-
21.09.2024, 10:09
Der Begriff Kanton ist aber welschen Ursprungs.
Ich wäre für eine Gliederung: Reich->Länder->Schieren (vgl. Shire)->Gau->Gemeinde [...]
Und wo wir grad dabei sind ersetzen wir gleich noch das lateinische Fenster durch das germanische Luke, wie? :auro:

I.ü. dürfte eine historisch üblichere Einteilung eher sein Land(schaft) - Gau - Kreis - Amt - Gemeinde.

(Bezirke, Marken, Gemarkungen, Sprengel u.e.m. könnte man noch mit hineinwerfen in den Topf.)

Welche Länder und sonstigen Gebietskörperschaften und Verwaltungseinheiten es nach einer politischen (staatstümlichen? gemeinwesenlichen? So kann man dann nämlich weitermachen!) Umwälzung hätte, ergäbe sich i.W. aus eben dieser Umwälzung und dem Status quo, bspw. aus den bestehenden Bundesländern (sieh z.B. Kaiserreich - Weimar) oder den Organisationsformen politisch gestaltender Kräfte so einer Umwälzung (sieh z.B. NSDAP-Parteigaue als staatliche Verwaltungseinheiten).

Anders als in ganz allgemeiner Form oder aber zur Illustration braucht man dem insofern auch gar nicht vorgreifen.

Bleiben wir bei der Einteilung nach Dialekten: Als Ostholsteiner fühle ich mich einem Westfalen nicht verbundener als einem Mecklenburger, nur weil dieser Ostniederdeutsch spricht, jener aber ein West-Platt.

Es gibt in der Landschaft, der Geschichte, der Kultur, der Konfession, der Urbanität/Ländlichkeit, der Wirtschaftsstruktur u.v.m. Kriterien, die man ebenfalls stärker oder schwächer berücksichtigen könnten.

Art. 29 GG schreibt zur Neugliederung des Bundesgebietes, dabei seien "die landsmannschaftliche Verbundenheit, die geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge, die wirtschaftliche Zweckmäßigkeit sowie die Erfordernisse der Raumordnung und der Landesplanung zu berücksichtigen."

Das klingt m.E. nicht unvernünftig.


Man könnte ihnen Flandern und den Niederrhein anbieten.
Groß-Niederlande aber als Autonome Region im Reich, mit einheitlicher Währung, Außenpolitik und Verteidigung aber innerer Selbstverwaltung.
Hochdeutsch ersetzt den Status den jetzt das Englische dort hat.
Oder wir geben unsere Souveränität auf und unterstellen uns einfach dem niederländischen Königshaus (als Untertanenlande o.s.ä.)!

Scheint ja nix Schlimmes zu sein, wenn man's von den Holländern und Flamen und Schweizern verlangen kann...

-jmw-
21.09.2024, 10:14
Zu den Zöllen: Zölle sind ja nicht nur ein wirtschaftspolitisches Mittel, sondern auch ein fiskalisches: Man kann damit den Staatshaushalt (teil-)finanzieren. Je mehr man auf Steuern und Abgaben verzichten möchte, desto interessanter werden Zölle in dieser Eigenschaft.

Habe gestern im Spiegel gelesen, Montana finanziere sich i.W. durch die Grundsteuer und habe keine Einkommens- oder Umsatzsteuer. Das mag im konkreten Falle Probleme mit sich bringen, die Grundlinie aber - Steuerstaat vs. schlanker Staat - erübrigt sich als Frage ja auch für dies Forum hier nicht.

Klopperhorst
25.09.2024, 09:09
Sowohl die Schweiz als auch die Niederlande haben ein jahrhundertealtes Nationalbewusstsein; selbst unter radikal veränderten Bedingungen in ihren Ländern, in Deutschland und in Europa sehe ich ein solches zusammengehen nicht. (Ausnahme: Ein Kalifat.)

Zumal eine Veränderung hin zu Bedingungen, wie sie diesem Forum hier entsprechenden, das stärken ähnlicher Strömungen in beiden Ländern mit sich brächte und den Unwillen also noch eher stärken würde.

Sehe ich ähnlich.
Der Zug ist abgefahren.

---

-jmw-
23.10.2024, 15:32
Sehe ich ähnlich.
Der Zug ist abgefahren.

---
Das dürfte über Schweiz, Holland, Flandern hinaus auch für die Luxemburger gelten, für die Liechtensteiner, für die Südtiroler, für die Österreicher, für die Nordschleswiger, für die Deutschbelgier;
und es gilt, will man massive militärische Gewaltmassnahmen nicht in Kauf nehmen, ebenfalls für das Sudetenland und sonstige deutsche Siedlungsgebiete in Böhmen und Mähren und für die Gebiete jenseits von Oder und Neiße.

-jmw-
23.10.2024, 15:44
Zu #4 (s.u.) hier mal hineingeworfen:


Die Wirtschaft unseres Volkes ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, das die materiellen Güter und Dienste bereitstellt, die nötig sind für ein kulturvolles und gebildetes Leben jedes Deutschen, jeder deutschen Familie und des deutschen Volkes als Ganzheit. Das deutsche Volk ist für alle Deutschen die höchste, auf Erden nur sich selbst verantwortliche Gemeinschaft, also der Souverän, der sich politisch als reeller Nationalstaat, ökonomisch als wirkliche Volkswirtschaft und psychologisch als gediegenes Nationalbewußtsein selber organisiert. Führungsorgan von Politik und Wirtschaft des deutschen Volkes ist sein eigener, nach dem Grundsatz Ein-Volk-ein-Staat gebildeter Nationalstaat, wodurch seine Wirtschaft zur raumgerechten Nationalökonomie wird, also wohlbegründet auf eigenem Grund und Boden - in Deutschland und allen seinen Landschaften und für die Deutschen in allen ihren Stämmen - wirtschaftet

-- Oberlercher, Grundriß der deutschen Volkswirtschaft, 1998)



Was will man zuallerst und in der Hauptsache? Wissenschaftlich-technischen Fortschritt? Steigerung des Bruttosozialproduktes? Eine Vielfalt an Gütern und Leistungen? International als Wirtschaftsmacht mitreden können? Die Würde der Arbeit schützen? Einen wohlgegliederten, ausgefächerten Mittelstand erhalten und entfalten? Ökonomische Unabhängigkeit?

Zölle und sonstige Handelsregularien sind selten eine Prinzipienfrage, sondern meist eine des richtigen oder falschen Werkzeuges, ein gegebenes Ziel zu erreichen.

Es ist also zuerst eben dieses Ziel zu bestimmen!

Und das ist keine wirtschaftswissenschaftliche, auch keine wirtschaftsphilosophische Frage, sondern eine metapolitische.

Klopperhorst
23.10.2024, 16:34
... ebenfalls für das Sudetenland und sonstige deutsche Siedlungsgebiete in Böhmen und Mähren und für die Gebiete jenseits von Oder und Neiße.

Wie viele Deutsche leben noch im Sudetenland eigentlich?

---

-jmw-
23.10.2024, 16:47
Wie viele Deutsche leben noch im Sudetenland eigentlich?

---
Inzwischen dürften es natürlich wieder mindestens einige tausend sein, die in den letzten 30 Jahren aus privaten, beruflichen u.a. Gründen übersiedelten.

Aber 1990? Keine Ahnung, freihand würde ich annehmen, dass das HPF mehr Mitglieder hat.


Nachtrag:


Zur deutschen Minderheit in Tschechien bekannten sich bei der Volkszählung 2021 etwa 24.000 Menschen, was rund 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung der Tschechischen Republik umfasst.

-- https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Minderheit_in_Tschechien

-jmw-
23.10.2024, 16:54
Zum Thema "Zoll" noch was aus dem "Grundriß" (s.o.):


Raum- und kulturgerechte deutsche Volkswirtschaft heißt, daß die Deutschen aller Stämme und Landschaften eine vielfältige und durchwachsene Struktur und damit allseitige Betätigungsmöglichkeiten vorfinden, und zwar flächendeckend.


[...] andrerseits ist es mit dem nationalen, staatlich geschützten Einheitsmarkt nicht getan, sondern seine Raumorientierung ist in die Kleinräumigkeit vielfach unterschiedener Orts-, Kreis- und Regionalmärkte hinein zu vertiefen. Es ist also [...] die Raumgerechtheit und damit die Volksdienlichkeit der deutschen Nationalökonomie nach innen zu vertiefen, indem die Gebietskörperschaften unterhalb der nationalen Ebene echte Binnenzollmacht erlangen und die zuständigen Behörden eine durchwachsene und vielfältige, den verschiedensten Arbeitskräften Betätigung bietende und durch Entballung der Zentren raumdeckende Wirtschaftsstruktur herstellen können.


Alle Gebietskörperschaften können die Vergabe von Gütermärkten an die Errichtung von ausreichenden Güterproduktionen in den Standorten ihres Gebietes binden. Dazu erhalten die Gebietskörperschaften unterhalb des Gesamtstaates die Binnenzollmacht.


Im Unterschied zur Außenzollmacht der Gesamtnation ist die Binnenzollmacht der Gebietsbehörden nicht souverän, darf also ihr Gebiet nur für solche Güter sperren, in deren Produktion sie autark ist; weder Durchfuhrzölle noch Transitverbote sind statthaft.

-jmw-
23.10.2024, 17:00
Einzelmassnahmen dazu u.a.:

"Die bäuerlichen Familienbetriebe erhalten einen garantierten Anteil vom 80% am deutschen Agrarmarkt."

"Flächendeckende Handwerksstruktur durch Garantie der Lokalmärkte für ortsansässige Betriebe."

"Flächendeckender Fachgroßhandel durch Garantie der Regionalmärkte."

"Flächendeckender Facheinzelhandel durch Garantie der Ortsmärkte."

"Schutz der deutschen Industrie durch ein Freihandelsverbot für Nationalmarktzweige, in denen Deutschland nicht weltführend ist."

"Zeitmonopole an neu- oder wiederzugründende deutsche Industriezweige."

-jmw-
23.10.2024, 17:01
Aus dem "Grundkurs Ökonomie":

"Errichtung einer harmonischen, auf das ganze Land wohlverteilten Kreislaufwirtschaft, die dem Souverän willig dient und jedem Deutschen eine angemessen-anspruchsvolle Arbeit bietet!"

"Freihandelsgebot für deutsche Spitzenindustrien."

"Freihandelsverbot für Nationalmarktzweige, in denen Deutschland nicht weltführend ist."

"Freihandelspeitsche gegen deutsche Industrien, deren technische oder ökonomische Leistungsfähigkeit unter den Weltdurchschnitt sinkt."

"Einfuhrhalbierung binnen eines halben Jahres in Binnenmärkte, die von keiner oder unbedeutender inländischer Industrie versorgt werden."

"Einfuhrverbote binnen eines Jahres in Binnenmärkte, die von keiner oder unbedeutender inländischer Industrie versorgt werden."

"Einfuhrzölle auf Gütergruppen mit deutscher Selbstversorgungskapazität."

"Standortwettbewerbsverbot im deutschen Binnenmarkt."

"Standortzuweisungsrecht von Reichsregierung und -regiment für industrielle Unternehmen des Nationalmarktes."

"Standortvorwahlrecht gegenüber den Gebietsindustrien für binnenzollerhebende Gebietskörperschaften."

"Binnenzollmacht für Gemeinden, Kreise und Bezirke des Reiches in Gebietszweigmärkten."

"Märktevergabe für Zweige des Binnenmarktes insgesamt oder der Gebietsbranchenmärkte durch die zuständigen Gebietskörperschaften."

-jmw-
24.10.2024, 12:22
Das soll jetzt nicht heissen, ich sei (vollends oder teilweise) dafür oder dagegen - es soll zeigen, was in diese Richtung möglich sein mag.